2023 wurden die Galerien der Stadtautobahn in St.Fiden generalüberholt. Beläge, Aufbauten und Abdichtungen wurden komplett erneuert. Dabei wurde das wenige Grün auf den Deckeln entfernt. Seither zeigen sich Lindental- und Harzbüchelstrasse noch trister.
Wie es war, wie es ist, wie es hätte sein können: Die Harzbüchelgalerie der A1 in St.Gallen St.Fiden.
Die Sanierung war unbestritten notwendig. Der Beton war von Salzwasser und Luftschadstoffen gezeichnet. Als Schwachstelle zeigten sich u.a. die betonierten Baumtröge über der Galerie. Deren Umrandung war direkt mit der Deckenplatte verbunden, was bezüglich Abdichtung eine Schwachstelle war. Deren Entfernung war somit für das Astra unausweichlich – eine Wiederherstellung ausgeschlossen.
Der gesamte Aufbau bis zur Betondecke wurde abgetragen (Bild Lindentalgalerie). Neben den Bäumen auf dem Deckel wurden auch nicht wenige im Umfeld gefällt. Ob effektiv alle Bäume entfernt werden mussten, darf hinterfragt werden.
Marcel Baur hat das in Kurzverbloggt festgehalten
Die Harzbüchelstrasse von der Lukasstrasse her. Gut sichtbar sind die Pflantzröge auf der Galerie, die alle entfernt wurden. Der Wald rechts wurde gänzlich gerodet.
Für die Strassengestaltung ist die Stadt zuständig. Die Harzbüchel- und Lindentalstrasse sind Gemeindestrassen. Die Gegebenheiten und Auflagen des Astra liessen der Stadt aber wenig Spielraum. Grösste und aus meiner Sicht die einzige Verbesserung ist die Verlegung des Radstreifens weg vom Troittoir. Veloverkehr gehört nicht mit Fussverkehr vermischt.
(Plan Stadt St.Gallen)
In ihren Plänen, welche vom Stadtparlament abgesegnet wurden, hat sie trotzdem so etwas wie kleine Grünelemente eingetragen – zwischen den Parkfeldern und in der Mitte des neuen Kreisels. Dass diese bis heute nicht ausgeführt sind, liegt wohl daran, dass das Astra immer noch mit der Behebung von pfuschbedingten Schäden beschäftigt ist.
Die Harzbüchelgalerie nach der Sanierung – Tristesse.
Möglich wäre ohnehin sehr wenig. Der Gussasphaltbelag erlaubt keine schweren Betontöpfe. Diese würden bei Sommerhitze im weichen Belag einsinken und könnten schliesslich die Abdichtung beschädigen. Vor diesem Hintergrund ist kaum viel zu erwarten. Schuldig ist man uns aber noch die in den Plänen eingetragene Neupflanzung von Bäumen südlich entlang der Strasse, immerhin 23 Stück.
Wenig einladend ist auch der Lindentalplatz bei der Spinnereibrücke. Dem neuen Kreisel fehlt eine Begrünung.
Nach dem Rückbau von Belag und Aufbauten wurden Abdichtung, Randabschlüsse und Beläge neu aufgebaut. Das ist nun mehr als eineinhalb Jahre her. Doch noch bis Oktober 2024 wurde am Bauwerk herumgeflickt. Noch ohne Deckbelag, musste partiell nachgebessert werden.
Nach dem Einbringen des Deckbelags und den Markierungsarbeiten mussten sämtliche Dilatationen nochmals aufgebrochen und neu abgedichtet werden. Weitere Belagsflicke und Flicke in den Flicken kamen später im Randbereich hinzu.
Diesen Herbst wurden sämtliche Granitrandabschlüsse über den Dilatationen aufgenschnitten und durch flexiblen Gussasphalt ersetzt.
Die erneuerte Harzbüchelstrasse zeigt sich optisch als grösseres Flickwerk als zuvor. Die Markierungen legen den Ablauf der Reparaturen offen.
Im Gegensatz zum Zustand vor der Sanierung ist nun der Regenwasserabfluss völlig unbefriedigend. Fahren auf dem Radstreifen würde zu einer nassen Angelegenheit.
Das Beispiel Harzbüchelgalerie demonstriert die Prioritäten beim Astra. Strassen zuerst. Grün stört. So wie seit einigen Jahren die Grünstreifen von Autobahn konsequent zuasphaltiert werden, sind auch auf Überdeckungen Grünelemente wenig erwünscht. Unterhalt kostet, Schäden lassen sich minimieren.
Während bei diesen Galerien gänzlich auf Begrünung verzichtet wird, ist für die Tagbautunnels im Güterbahnhof eine Überdeckung von lediglich 50 bis 100cm vorgesehen, was eine begrenzte Begrünumg ermöglichen würde. Wegen des geringen Wurzelraums wäre ein gewünschtes Wachstium von Bäumen nicht möglich. Bäume könnten nicht nur die Abdichtung beschädigen. Wegen ihres Gewichts müsste auch die Statik stärker berechnet werden. So ist z.B. auf dem Stephanshorntunnel trotz teilweise genügend Überdeckung die Pflanzung von grossen Bäumen verboten.
Tunnelabdichtungen halten nicht ewig
Grünes Gallustal hat in diesem Bereich eine Gesamtüberdeckung vorgeschlagen. Für deren Ausgestaltung nahm das Leitbild die High Line von New York zum Vorbild.
Visualisierung: GSI Architekten
Die Frage stellt sich schon, wie hoch die Kostendifferenz zwischen dieser Sanierung inklusive der Neuerstellung der Schallschutzwände und einer vollständigen neuen Überdeckung beider Richtungsfahrbahnen gewesen wäre. Für die Kosten für die Gestaltung darüber hätte zwar die Stadt aufkommen müssen, für die Konstruktion an sich wäre jedoch das Astra in der Pflicht gewesen. Wenn in Zürich-Schamendingen für fast eine Milliarde Franken ein Autobahnzubringer vollständig überdeckt wird, kann dies für eine Durchgangsautobahn im ebenfalls dicht besiedelten St.Gallen erst recht eingefordert werden.
Diese Chance wurde verpasst.
Auch wenn dies viele nicht wünschen, ich stehe weiterhin hinter einer kurzen Überdeckung von Autobahn und Gleisen im Berich des Bahnhofs St.Fiden. Von einem füllenden Tunnel zwischen Spinnerei- und Splügenbrücken war meinerseits nie die Rede. 150 Meter würden schon genügen, um eine stimmige Querverbindung und einen echten Mobilitätshub Bahnhof St.Fiden zu ermöglichen. Zur Finanzierung könnten, wie in meinen Skizzen angedacht, die Randbereiche – vor allem über der Unteren Lindentalstrass, hoch bebaut werden.
Fotos: Markus Tofalo