In St.Gallen wird das Bauland knapp. Auch die Grundflächen von Familiengärten sind begehrt. Die Gesamtfläche an solchen Schrebergärten schrumpft stetig, was für die Betroffenen bedauerlich ist. Die gute Nachricht: Es gäbe genug Platz für die Hobbygemüsebäuerin oder den Freizeitblumenzüchter: Die vielen ungenutzten Rasenflächen um die Mehrfamilienhäuser. Positiver Zusatzeffekt: Die Wege sind kürzer.
Aktuell sind die Familiengärten an der Ruckhalde bedroht. Ihre Räumung ist nur eine Frage der Zeit. Der Ort ist prädestiniert für eine zentrumsnahe Überbauung, am liebsten mit gemischter Nutzung. Wohnungen und Gewerberäume erwirtschaften mehr Rendite als Familiengärten. Sie zentrumsnah zu platzieren ist zudem nicht unsinnig. Auch die Fläche beim Hallenbad Blumenwies ist im Visier für ein Bauvorhaben. Im "GESAK – Gemeindesportanlagenkonzept Stadt St.Gallen" wird sie als möglicher Standort für eine Eventhalle genannt. Mit einer Realisierung ist jedoch noch eine Weile nicht zu rechnen.
Ersatzflächen für die Gärten sind kaum in Sicht. Dabei gibt es sie zu Genüge. An unternutzten Pflanzflächen mangelt es in der Stadt keineswegs. Ein Blick auf das Luftbild genügt. Die zahlreichen ungenutzten Leerräume um die Mehrfamilienhaussiedlungen liessen sich deutlich sinnvoller nutzen, als lediglich als dekorative Rasenfläche, die alle zwei Wochen lautstark gemäht werden «muss». Spielende Kinder sieht man selten. Die Rasen sind entweder für Kinder uninteressant, für die Spielidee verboten oder es fehlen die Kinder.
Teilflächen davon könnten doch den Mieterinnen und Mietern zur Bewirtschaftung angeboten werden? Es gibt Beispiele dafür.
Gemüsegärten tragen zur Biodiversität keinesfalls weniger bei als ein artenarmer Rasen oder verwaiste Spielplätze, deren Erstellung für jedes Mehrfamilienhaus (MFH) oder MFH-Gruppe vorgeschrieben ist. Man könnte doch die Immobilienfirmen aus dieser Spielplatzbaupflicht entlassen und stattdessen Beiträge an attraktive Quartierspielplätze leisten lassen. Der so gewonnene Platz könnte für Gemüsegärten genutzt werden.
Für Kinder ist das gemeinsame Spielen mit Freunden aus anderen Häusern auf Quartierplätzen ohnehin interessanter als alleine ums eigene Haus. Oft wird das Spielen «fremder» Kinder auf dem «eigenen Territorium» von Hausbesitzern und kinderlosen Mietern nicht geduldet – ich kenne dieses Problem aus eigenen Kindheitserinnerungen.
Ohne die potentielle Gemüsegartenfläche zusammenzurechnen, ist auf diesem Luftbild der Quartiere Stephanshorn und Heiligkreuz ersichtlich, dass die Fläche der städtischen Familiengärten (dunkelgrün) mit MFH-Rasenflächen (hellgrün) kompensiert werden könnte. (Klicken für Vergrösserung)
Für viele Menschen, die in Mehrfamilienhauswohnungen leben, sind diese Gärten Zufluchtsorte im Alltag, wo man sich abends zum Grillieren trifft. Dies muss doch ums Wohnhaus nicht unmöglich sein?
Und für die Verwendung der Familiengartenparzelle als fixen Campingplatz – und einem lästigen Pflichtgemüseanbau – die ist Parzellenmiete zu günstig. Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, der Bevölkerung subventionierte Flächen für Wochenendhäusschen zur Verfügung zu stellen.
Überfüllter Parkplatz bei den Familiengärten Blumenau, dabei wären die Bushaltestellen Gallusmarkt, Am Weg und Naturmuseum in der Nähe – und dann gäbe es auch noch das Velo. Würden die Rasenflächen vor dem Haus wo möglich als Gärten genutzt werden, würden die Wege und somit der Familiengartenverkehr weniger.
Die Transportausrede funktioniert übrigens bei dieser Familiengartenanlage, die unmittelbar neben einem Gartencenter liegt, nicht.
Alle Familiengartenareale der Stadt St.Gallen. (Quelle Stadt St.Gallen)