Der Bahnhof St.Gallen-Bruggen fristet ein jämmerliches Dasein. Mit gerade mal ca. 300 Passagieren pro Tag kann sein Betrieb durchaus in Frage gestellt werden. Das Festhalten an nur gerade zwei Zughalten pro Richtung werden diese Zahl auch kaum steigen lassen. Eine Verschiebung zum Bahnhof St.Gallen-Haggen wäre vielleicht die Lösung.
Der neue Platz beim neuen "Westbahnhof" zwischen den Bahnhöfen St.Gallen-Haggen und einer neuen Haltestelle auf der SBB-Linie könnte neben einem ÖV-Hub auch ein attraktives Quartierzentrum sein.
Während der Diskussion um die Verbesserung des ÖV-Netzes von Stadt und Region St.Gallen, insbesondere der dringenden Einführung des 15-Minuten-Takts der S-Bahn, entstand in der IGöV Stadt St.Gallen die Idee, den Bahnhof St.Gallen-Bruggen ostwärts auf die Höhe des Bahnhofs St.Gallen-Haggen zu verschieben und mit diesem zu verbinden. Zusammen mit den Haltestellen der bestehenden Buslinien könnte so ein Hub für den Westen der Stadt entstehen.
Die grosse Höhendifferenz zwischen den beiden Bahntrassees von SBB und SOB bedingt eine attraktive und bequeme Verbindung, damit der neue «Westbahnhof» als Einheit auftreten kann. Natürlich müsste eine solche auch behindertengerecht ausgestaltet sein. So kam mir die Idee, diese Verbindung in einem neuen, durchgehenden Gebäude unterzubringen.
Publikumsintensive Einrichtungen gehören in die Nähe von Bahnhöfen – oder wie dies hier nun möglich wäre – in solche. Hier ist Potential für attraktive, bestens erschlossene Flächen.
Der Kanton St.Gallen hat Entwicklungsschwerpunktgebiete bestimmt, welche der Ansiedlung neuer Arbeitsplätze oder Startups dienen sollten: In der Stadt wären dies Winkeln, St.Fiden und Lerchenfeld. Letzteres ist denkbar ungünstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Dieser neue «Westbahnhof» würde die Erreichbarkeit eines Innovationsparks Lerchenfeld stärken. Noch besser ist es aber, Arbeitsplätze und Raum für Startups gleich in unmittelbarer Nähe eines Bahnhofs anzusiedeln.
Einrichtungen wie Schulen, Büros, Behördenstandorte, Praxen oder Hotels könnten Passagierfrequenzen erzeugen, welche auch den Einzug von Läden und Gastronomie in diesen Bahnhof oder Liegenschaften in der Nachbarschaft bewirken könnten, was wiederum ein echtes, neues Quartierzentrum entstehen liesse.
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SBB-Bahnlinie mit neuen Perrons als Ersatz für St.Gallen-Bruggen
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SOB-Bahnlinie mit Bahnhof St.Hallen.Haggen.
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Neuer, grosszügiger Platz, Arbeitstitel Westbahnhofplatz. An den Strassenverläufen muss sich deswegen nichts ändern. Auf die detaillierte Gestaltung soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
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Neues Bahnhofsgebäude mit gedeckter Verbindung beider Bahnhöfe, Shopping- und Gastronomiebereichen, Flächen für Büros, Schulen, Hotels usw. Im Untergeschoss wäre auch eine Parkgarage vorstellbar für Park+Ride oder Carsharing.
Darunter: Bushaltestelle
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Platz vor dem Bahnhof Haggen mit Bushaltestelle
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Haupteingang zum Bahnhof mit Platzrestaurant
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Ausgang Bruggen via Lift und Treppe. Daneben ein Veloparking, damit von unten kommende Velofahrende nicht unnötige Höhendifferenzen zurückzulegen brauchen.
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Auch die neuen Türme können für Shopping, Praxen, Hotel oder als Büros u.a. für Startups genutzt werden.
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Treppenabgang von den Perrons zur Strasse
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Weitere neue, platzgestaltende Gebäude.
Wie üblich nehme ich bei solchen Planspielen keine Rücksicht auf aktuelle Grundeigentümer und Parzellengrenzen. Zur Verwirklichung solcher Pläne ist deren Mitwirkung aber unerlässlich. Grund und Grenzen lassen sich unter Einbezug von Stockwerkeigentum verschieben oder abtauschen – alles eine Frage von Verhandlungen, Investoren und möglichen Nutzern und Mietern.
Zuerst die Verkehrserschliessung, dann Wohnungen und Arbeitsplätze – das wäre die Logik. So werden und wurden im Ausland neue Stadtteile erstellt. Beispiele: aktuell München Freiham und vor 40 Jahren Berlin-Marzahn. In beiden Fällen führten Tram oder S-Bahn bereits dorthin, bevor mit dem Bau der ersten Gebäude begonnen wurde.
Nicht so in St.Gallen: Man erwartet eine Nachfrage, bevor man darüber nachdenkt, den ÖV dort hinzuführen – eigentlich ist das verkehrt.
Grafiken: Markus Tofalo
Alter Bahnhof Bruggen: Platz für 50 Wohnungen dank Gleisüberdeckung
Der Westbahnhof weiter östlich – ohne Kurve am Perron