Grosse Ladenflächen finden weniger neue Mieter. In kleinere Einheiten unterteilt und vermietet an Kreative, Startups oder Nischenanbieter könnte aus einer grossen Brache eine Art Markthalle in der Altstadt oder der City entstehen.
War bisher in St.Gallen von einer Markthalle die Rede, so dachte man immer an ein Angebot ähnlich der bekannten Märkte auf dem Marktplatz oder um den Vadian – einfach indoor. Ich kann mir nach wie vor eine solche Markthalle im Bereich Blumenmarkt-Taubenloch vorstellen.
Eine öffentliche und Nutzung des Union-Erdgeschosses hätte eine Belebung und Aufwertung von Marktplatz und Schibenertorplatz zur Folge. Auf diesem Effekt beruht auch die Idee einer Bibliothek im Uniongebäude. Doch wird dieses hierfür in der heutigen Form viel zu klein sein. Ein Indoor-Markt ist jedoch ohne Erweiterung oder Abriss des architektonsich wertvollen Baus möglich.
Die Zeit grosser Ladenflächen in Altstädten scheint vorbei zu sein. Die ehemaligen Räume von Manor bzw. Rösslitor am Bärenplatz, Charles Vögele in der Marktgasse, Ochsner Sport in der Multergasse oder der sich nicht füllen wollende Spisermarkt werden wohl, wenn überhaupt, nur unterteilt vermietbar sein. Hingegen besteht Interesse nach Klein- und Kleinstflächen für temporäre Nutzung, Stichwort Popupstores oder auch Künstlerateliers mit Direktverkauf.
Warum richtet man nicht in den erwähnten grossen Ex-Läden solche Märkte ein? Im Ex-Charles-Vögele könnten sich um den Innenhof mit Tageslicht zahlreiche Stände oder kleine und kleinste Läden mit vielleicht nur je 10 bis 20m² sammeln. Zusammen mit Foodständen oder einem Bistro könnte diese Markthalle ein neuer Magnet in der Marktgasse sein. Ein Kinderhort oder ein Indoorspielplatz runden die Attraktion ab.
Watershed, Capetown
Zwischen fixen und temporären Geschäften könnte eine Freifläche für wechselnde Veranstaltungen wie Flohmärkte, Vorträge oder Aufführungen genutzt werden. Ich denke in der grossen Form an die Alte Markthalle Basel, in der kleine Form an jene in Glarus – oder auch an diese zahlreichen Craft Marktes, die ich in Capetown, Südafrika entdeckt habe. Auch wenn es in einer St.Galler Version vielleicht nicht so brodeln wird – Leben würden sie in die Stadt bringen – mehr als leere, unvermietbare Flächen.
Kultur mitten auf dem Markt: Der bekannte Strassenmusiker Tribalneed in "The Old Biscuit Mill", Woodstock bei Capetown
Früher, bevor die grossen Ketten sich in Fläche und Filialanzahl ausdehnten, waren kleine Läden auch zusammengefasst unter einem Dach keine Seltenheit. Man erinnere sich an den Multishop in der Multergasse oder an das Obergeschoss im Neumarkt 1 und 2 vor dem Umbau in den 1980ern. Auch in frühen Einkaufszentren gab es diese kleinen Lädeli noch. In den teuren Gassen der Altstädte und Cityzonen finden solche Geschäfte weder kleine noch zahlbare Flächen. Zusammen in einer Markthalle könnte die Rechnung vielleicht eher aufgehen. Dazu braucht es aber auch die Einsicht, dass sich die von den abgewanderten grossen Läden bezahlten hohen Mietzinse künftig nicht mehr erzielen lassen. Diese Ära ist zu Ende, Wertberichtigungen der Liegenschaften sind unvermeidbar.
Behördenseits ist für schlanke Verfahren und angemessene Anwendung von Vorschriften und Regelemente zu sorgen.
The Bay Harbour Market, Hout Bay, Südafrika
Watershed Markthalle an der V&A Waterfront, Capetown, Südafrika
Gemüsemarkt in Capetown – eine ähnliche Atmosphäre wäre im Taubenloch unter einer Glaskuppel vorstellbar. Fotos: Markus Tofalo