Die Stadt St.Gallen muss
Es ist der Wunsch einer Mehrheit der Stadtbevölkerung, dass ihre Quartierstrassen ruhiger, aufenthaltsgerechter und grüner werden. Das Leitbild Grünes Gallustal liefert hierzu Empfehlungen: schmaler, mehr Bäume, keine Trottoirs, wo solche nicht nötig sind und das alles ohne Abbau von Parkplätzen. Die Schaffung von Begegnungszonen kann den oben beschriebenen Umwandlungen angerechnet werden. Darum ist man seitens der Stadt nicht uninteressiert an entsprechenden Initiativen aus den Quartieren.
Es ist bemerkenswert, wie schnell Paradigmen wechseln können. Die Axensteinstrasse wurde als erste Strasse nahe an den Grundsätzen von Grünes Gallustal umgestaltet. Auf ihren 250m Länge werden 14 zusätzliche Bäume gepflanzt.
Axensteinstrasse: beurteilung durch Grünes Gallustal
Wünscht die Mehrheit einer Strasse oder eine Quartiers eine Begegnungszone, so kann sie dieses Begehren bei der Stadt deponieren. So geschehen in St.Fiden-Krontal zwischen Rehetobelstrasse und Silberturm. Alle Anwohnerschaft erhielt eine Fragebogen, worin sie neben einem grundsätzlichen Ja oder Nein auch ihre Wünsche zur Art der Gestaltung äussern konnten. Dabei waren Bäume und Aufenthaltsbereiche hoch im Kurs.
Krontalstrasse nach der Vorstellung der Anwohnerschaft.
Mehr zum Projekt Begegnungszone St.Fiden-Krontal
Es kann also davon ausgegangen werden, dass neben der tieferen Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h, die in einer Begegnungszone gemäss Strassenverkehrsverordnung gilt, vor allem die Aussicht auf attraktivere Strassenräume den Ausschlag zum Wunsch für eine solche Zone bringt.
Bereits realisiert ist eine Begegnungszone im Bereich Aeplistrasse-Segantinistrasse im Quartier Langasse. Das Resultat ist allerdings ernüchternd.
Die Grenzen des Machbaren werden hier deutlich: Der bereits schmale Strassenraum hat wenig Reserven für Umgestaltungsmassnahmen. Diese beschränken sich denn auch nur auf Signalisation und Ummarkierung der Knoten.
Statt der Markierung «Rechtsvortritt», wurden beige Punkte aufgemalt – sieht verspielt aus und soll zur Langsamfahrt animieren.
So wird einem schnell auch die zweite Grenze bei der Gestaltung von Begegnungszonen bewusst: der finanzielle Aspekt. Ummalen ist nun mal günstiger, als pflästern. Und wenn es ohnehin eng ist, müssen auch keine teuren Bäume gepflanzt werden. Nicht einmal provisorische Betontöpfe fanden Einzug in die Aeplistrasse. Trotz Platz- und Geldmangel müsste doch mehr möglich sein. Ist dies der Benchmark für Umgestaltungen? – Sollte es nicht sein! So lässt sich die geforderte 80'000 m² Begrünungsfläche nicht erreichen. Dieses Resultat könnte andere Quartiere gar vom Wunsch nach einer Begegnungszone abhalten. Das Tempo 20 alleine ist für viele eine Einschränkung ohne Gegenwert.
Den Belag punktuell aufschneiden und einen Baum setzen, müsste doch machbar sein.
Kreuzung Aeplistrasse–Flaschnerweg
Man könnte auch mit einem Baum schon zufrieden sein. Bäume benötigen wenig Grundfläche, weshalb sie effektiv wenig behindern. Trottoirs werden in Begegnungszonen ohnehin keine mehr benötigt. Also kann diese Fläche begrünt werden. immerhin: Betontöpfe sollten noch kimmen.
Baumpflanzung ohne grossen Strassenumbau ist möglich.
Die Kosmetik im Belag und den Randabschlüssen kann dann bei einer späteren Sanierung erfolgen.
Doch auch von Anstössern könnte mehr erwartet werden. Bäume ja, aber nicht hier. Im Gegenteil: Warum nicht am Strassenrand auf dem eigene Grundstück einen pflanzen?
Auch darf erwartet werden, dass man sich in den geforderten Aufenthaltsbereichen auch aufhält und die Spielzonen bespielt.
Begegnungszonen in St.Gallen; Antragsformular für eine Begegnungszone