Ende Monat soll das Hotel Metropol in Arbon geschlossen werden. Das imposante Bauwerk das neben dem Vierstern-Hotel einst die Arboner Migros-Filiale beherbergte, soll zwei 40m hohen Wohntürmen weichen. Doch «Riva», so der Name diese Projekts, ist umstritten. Dabei entspricht es voll dem aktuellen und notwenidgen Trend von verdichtetem Bauen und wäre darum eigentlich zu begrüssen. Doch muss «Riva» denn zwingend hier stehen? Das Grundstück des ehemaligen Jumbo würde sich anbieten, das Metropol könnte bleiben.
Arbon von der Badi Steinach aus gesehen. Die beiden "Riva"-Türme, sie erscheinen von hier gar als ein Gebäude, verdecken fast den Turm der evangelischen Kirche. (Bildmontagen: Markus Tofalo)
Nachtrag vom 29.8.2022 siehe unten:
Im Fall eines Metropol-Abbruchs ist Riva ist der Alternative vorzuziehen.
Ich bin in Steinach aufgewachsen, habe in Arbon die Sekundarschule besucht. Mich verbindet noch viel mit Steinach und Arbon. Obwohl längst St.Galler, lässt mir das mögliche Verschwinden des Metropols keine Ruhe.
Da Metropol ist ein beispielhafter Bau aus der Blütezeit der Spätmoderne – Bauhaus lässt grüssen. Sein Äusseres erinnert an ein Kreuzfahrtschiff. Der Bodensee ist Arbons Trumpf. Zahlreiche Veranstaltungen wären ohne die einmalige Stimmung am See undenkbar. Kaum vorstellbar, dass ein Hotel am See in einer Stadt mit wachsender Anzahl an Attraktionen und grossen Veranstaltungen nicht rentieren könnte. Ich könnte mir das Metropol als Arthotel im Bauhaus Stil vorstellen. Mit diesem Argiment werden gleichzeitog gewissen bauliche Einschränkungen als Teil des Konzepts verkauft.
Dass ein Hotel von einer Küste hinter Gleise ins Landesinnere verschoben werden soll, wird wohl weltweit nirgends verstanden. Doch genau dies ist der Plan der Besitzerin HRS. Sie will das Metropol abreissen, an seiner Stelle die beiden Luxuswohntürme «Riva» erstellen und als «Ersatz» ein Hotelchen neben dem Hamel, auf der anderen Seite der Bahngleise, erstellen. Dort wird künftig der Bär tanzen, am See wird es ruhig – soll es ruhig sein, denn hier wird künftig residiert. Dass die Bahnhofstrasse veröden wird, kommt den künftigen Verkäufern von Luxuswohnungen oder Altersresidenzen entgegen.
Dabei tanzte der Bär einst hier. Künftig wird es vielleicht noch ein Meerschweinchen sein. Ein Alibicafé im Erdgeschoss der Wohntüme kann dem Abgleiten von Arbons einstiger ÖV- und Einkaufspulsader in die Bedeutungslosigkeit nichts entgegenwirken. Und dieser Niedergang wird schon in einem Monat mit grossem Schritt beginnen. Während die Verfahren, Rekurse und Diskussionen laufen, wird zwischen Bahnhostrasse und See ein Traumschiff zu einem Wrack werden - werden Fakten geschaffen.
Die Besitzerin sei in die Pflicht zu nehmen, ihre Liegenschaft vor Leerstandschäden und Vandalismus zu schützen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Eigentümer ihre dem Abriss geweihten Häuser bewusst verwahrlosen lassen, um die öffentliche Meinung zu drehen, um den allgemeinen Wunsch und den Sachzwang für einen Neubau zu erwirken. Ich erinnere an die Villa Wiesental in St.Gallen.
Von aussen wird Arbon als HRS-hörig wahrgenommen. Beispielhaft für das maximale Profitstreben des Bau-Tycoons sind die additiven Mehrfamilienhäuser am See entlang der Kastanienallee, deren ursprünglich beschlossene Fällung nur dank massivem Druck aus Bevölkerung gegen die damalige Stadtregierung verhindert werden konnte. Einen Architekturpreis werden diese Bauten wohl kaum erhalten.
HRS hat gelernt. Die beiden «Häuser am See» sind architektonisch um Welten besser. Mit dem Umbau des Hamels schenkte der Generalunternehmer der Stadt mehr als nur ein Kleinod. Auch sonst gehen Stadt und HRS auf im Areal Werk Zwei nun wesentlich feinfühliger vor. Man soll bei Laune gehalten werden, denn die Realisierung von «Riva» soll nicht verhindert werden.
Hochhäuser sind für mich die Zukunft. Bevölkerung und Raumbedarf wachsen. Statt an den Siedlungsrändern weiter wertvolles Landwirtschaftland zu opfern, sollen die Zentren verdichtet werden. «Riva» geht hier in die richtige Richtung. Ich befürworte auch in St.Gallen Hochhausideen: Bahnhof Nord oder Bahnhof St.Fiden. Hochhäuser verändern ein Ortsbild nachhaltig. Isoliert stehend, stören sie. In Gruppen wirken sie besser.
«Riva» zum alten «Jumbo». Die beiden «Riva»-Türme entsprechen der Verdichtungsidee und sind daher zu befürworten. Ich stimme aber all jenen zu, die das Ortsbild von Arbon durch «Riva» gestört sehen. Darum: Verschiebt die beiden Türme an die Stelle des alten Jumbo. Zusammen mit dem projektierten Hochhaus «Terra Nova» von Steinach bildet sich dort ein Hochausensemble, das durch seine Lage in der Buchtmitte weder das Ortsbild von Arbon, noch jenes von Steinach stört. Platz wäre dort sogar noch für ein drittes «Riva»-Hochhaus vorhanden. Die Wohnlage wäre sicher nicht schlechter. Das Metropol könnte bestehen bleiben. Dieses zu renovieren und seinen Energieverbrauch auf ein zeitgemässes Niveau zu senken, ist eine Aufgabe, um welche die Bauherrschaft nicht zu beneiden ist.
Thurgauer Zeitung, 15.9.2016: "Kampf gegen Windmühlen?"
In meiner Kindheit war die Bahnhofstrasse das lebendige Zentrum Arbons mit Bahnhof, Migros, Hotel, Kino (nur ansatzweise Erinnerung) Bankturm und kleinen Fachgeschäften. Als Steinacher war das für mich Stadt.
Mit der Verschandelung durch die HRS-Mehrfamilienhäuser zwischen Jumbo und Avia-Tankstelle nahm das Unglück seinen Lauf. Die MFHs auf dem Ex-Jumbo-Gelände sind ein Lichtblick, auch jene auf dem Gelände der Ex-Tankstelle. Doch gerade dort hätte ich mir auch eine etwas städtischere Lösung vorstellen können. Einschneidend für den Niedergang der Bahnhofstrasse war die Verschiebung der Bushaltestelle und des Durchgangsstrasse auf die andere Gleisseite. Doch hier übrwiegen die Vorteile klar.
Die Schliessung des Metropols ist bedauerlich. Wenn ein Erhalt nicht möglich ist, so ist für mich «Riva» die die viel bessere Lösung als das nun publizierte Alternativprojekt mit Luxuswohnungen und Gartenhägli darum herum von HRS.
Für mich spricht nicht die Höhe gegen Riva, sondern die Architektur. Damit kann ich aber gut leben. Auch wenn ich Riva gerne auf dem alten Jumbo-Gelände in einer Art Hochhauszone zusammen mit dem Turm von Steinach gesehen hätte – hier passt es für mich auch, nachdem Steinach für mich unverständlicherweise sein Hochhaus versenkt hat.
Arbons Hauptbahnhof steht plötzlich in einem tristen Wohngebiet. Das einstige, pulsierende Zentrum wird zum Schlafödland. Gute Nacht!
Inzwischen ist das Gebäude vernagelt und sich selber überlassen – der Zerfall kann (soll?) nun beginnen...
(Weihnachten 2016)
Arbon, nachgebaut in der klassischen Städtesimulation "Sim City 2000" mit dem Hotel Metropol