Quartierstrassen sollen aufenthaltsfreundlicher, grüner und ruhiger werden. Im Fall von St.Gallen kommt der Druck einerseits vom Reglement für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung, andrerseits von der Anwohnerschaft, welche sich mehr Sicherheit und Ruhe in ihrem Quartier wünscht. Doch Stadtfinanzen und Kapazitäten drücken aufs Umbautempo und strapazieren bei manchen die Geduld. Zwischenlösungen können hierbei einen Kompromiss darstellen.
Die vorerst eingerichtete Begegnungszone, eine Minimallösung aus Signalisation, Markierungen und Töpfen, wurde zügig umgesetzt. Des Tempo-20-Regime gilt somit bereits. Im diesem Fall dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung der Begegnungszone nach dem von der Stadt genannten «Mini»-Standard nur gerade 1¼-Jahre, inklusive aller nötigen Verfahrensschritte. Nach einer Angewöhnung haben sich viele inzwischen auch mit den Tüpfli versöhnt. In St.Fiden-Krontal wurde das Einweihungsfest der Begegnungszione als «Tüpflifest» bezeichnet.
Zurzeit werden Fernwärmeleitungen verlegt. Danach, so die Zusage der Stadt, werden die provisorisch geflickten Strassen sukzessive umgestaltet. Die bereits präsentierten Pläne wurden mit Wohlwollen und Vorfreude aufgenommen. Sie entsprechen zu grossen Teilen den Konzepten des Leitbilds Grünes Gallustal. Wo möglich, werden alle Strassen zu Alleen. Trottoirs werden abgeschafft. Vorgesehen sind Bänkli, Spielfelder, kleine Plätzli und mehr bei weitgehendem Erhalt der Parkplatzzahl.
Planausschnitt aus dem Geviert zwischen Linsebühlstrasse und Rorschacher Strasse, das ebenfalls bereits durchgeplant wurde. Die Fahrbahnen werden schmaler, Trottoirs entfallen, dafür werden alle Strassenräume merklich grüner, zugunsten von Aufenthaltsqualität, Klima und Biodiversität. (Plan: Stadt St.Gallen)
Mit der Umsetzung dieses, von der Stadt genannten «Maxi»-Standards, muss im Linsebühl, in Lachen, St.Fiden und in anderen kürzlich nach dem Mini-Standard eingerichtet Begegnunsgzonen, so heisst es, mit bis zu 10 Jahren oder auch mehr gerechnet werden. Die noch intakten Strassen sollen aus finanziellen Gründen noch nicht angerührt werden. In St.Fiden betrifft dies u.a. die erst kürzlich – noch nach alten Prinzip – erneuerte Krontalstrasse. Unmöglich sollte es jedoch nicht sein, trotzdem punktuell den Belag aufzubrechen und dein einen oder anderen Baum zu setzen.
Die von der Stadt aufgestellten Stelen und die dazugehörige Markierung am Tor einer Begegnungs- oder Tempo-30-Zone hält viele nicht davon ab, die betreffenden Strassen als Ausweichrouten und schneller als erlaubt zu befahren. Im Fall von St.Fiden-Krontal leidet vor allem die Falkensteinstrasse nach wie vor unter «falschem» Verkehr. Die Tore werden nicht beachtet oder vielleicht übersehen. Man mag nicht warten auf eine definitive Lösung.
«Tor» zur Begegnungszone Falkensteinstrasse von der Rehetobelstrasse aus.
Bei einer Begegnungszone Typ «Mini» ist der Strassenraum zwar durch Pflanztöpfe und die Punkte (Tüpfli) an den Kreuzungen leicht umgestaltet. Ansonsten unterscheidet sie sich baulich aber nicht von üblichen Quartierstrassen. Massnahme an den Toren könnten eine gewünschte Wirkung erzielen.
Ein aufgemalter Regenbogen sollte signalisieren, dass es sich hier nicht um eine Durchfahrtsstrasse handelt.
Bis die Strassen neu gestaltet werden, kann mit kreativer Street-Art der Strassenraum gestalterisch verengt werden. Die Kunstwerke werden über Bordsteine gemalt, um diese zu kaschieren.
Eine Fahrbahn, vielleicht leicht geschwungen, kann von Farbe freigehaltenen werden. Dies, weil sie durch Abnützung ohnehin nicht lange halten würde.
Als Light-Lösung könnte auch nur ein «Fluss» als Strassenquerung aufgemalt werden, hier als Beispiel die Verbindung vom Rappensteinweg zum Quartierspielplatz.
Da solche Farbaufträge keine Relevanz nach Strassenverkehrsordnung haben, sind sie ohne das übliche Verfahren zügig umsetzbar. Ich stelle mir vor, dass Künstler eingeladen werden, sich der Sache anzunehmen.
Die gewünschte Wirkung sollte nicht ausbleiben.
Und sollte diese Strassenkunst gestalterisch aufstossen und dadruch die Umsetzung einer defintiven Lösung beschleunigen, umso besser.
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