Das CD-Geschäft ist krank. Die Preise sind ungesund tief. Ziemlich erschrocken bin ich, als ich in einer Auslage – oder nennen wir sie treffender – Wühlkiste, beschriftet mit CHF 11.90, eine neuere CD von COLDPLAY gefunden habe. Die Halbwertszeit von CDs beträgt also weniger als sechs Monate, wenn sie denn überhaupt je zum «empfohlenen Verkaufspreis» angeboten werden, denn auch Hit-CDs stehen schon bei Erscheinung für bis 15 Franken im Regal, für DVDs gilt Ähnliches. In meiner Teenagerzeit habe ich jeweils noch 20 Franken für ein Vinylalbum hingelegt. Dazwischen würde eigentlich noch eine Teuerung liegen.
Bei solchen Preisen können Schweizer Musikschaffende, die nicht gerade Chartsplätze auf sicher haben, ihren Lebensunterhalt nicht mehr mit Musik finanzieren. CDs veröffentlichen sie ohnehin nur noch als Promotionsinstrument für ihre Livekonzerte – an denen eine pro Bandmitglied vielleicht noch ein paar Hunderter pro Auftritt drin liegen. Dafür werden die Preise von Studios und Grafiker gedrückt. Die Gestaltung eines CD-Booklets muss in drei Stunden erfolgen, will sie sich für den Grafiker rechnen, und damit der Studioproduzent davon leben kann, muss ein Song in einem Tag produziert und aufgenommen sein.
Ich frage mich, warum wollen immer noch so viele in dieses Business rein? Leute, da ist nicht viel zu holen!
Besser man sucht sich einen Job in der Kosmetikindustrie. Diese floriert. Ich habe das empfohlene morgendliche Vollprogramm für den Mann von heute einmal durchgespielt. Um 7:04 Uhr betrat ich das Bad. Um 07:36 kam ich raus. Dabei sei ich noch schnell (um nicht zu sagen ungründlich) gewesen, habe ich mir sagen lassen. Schönheit ist definitiv für Betuchte, die nicht um 7:30 Uhr am Arbeitsplatz sitzen müssen…
Für 11.90 erhält man in der Kosmetikabteilung gerade mal ein Duschgel.