Die östliche Ausfallstrasse von St.Gallen ist trist. Überbreite Fahrspuren ergeben zusammen mit den geteerten Vorplätzen von Anliegern das Bild einer Asphaltwüste. Ein besonders schlechtes Beispiel ist der Bereich bei der Bushaltestelle Grütlistrasse, beim neuen Geschäftshaus Rorschacher Strasse 226, wo das Kantonsspital eingezogen ist. Es geht auch anders.
Die Strasse ist hier ca.12m breit. Ohne Verlust an Verkehrsfläche liesse sich eine Baumreihe auf die Strassenmitte setzen.
Vor Eröffnung der Autobahn 1987 war die Rorschacher Strasse mit zwei Spuren pro Fahrtrichtung ausgebaut, wie dieses Luftbild von 1984 zeigt (Swisstopo):
Vor 1987 war die Rorschacher Strasse 4-spurig (Bild: SRF)
Zurückgebaut wurde dieser Zustand nie. Stattdessen gab es Parkfelder, Busspuren und später Radstreifen. Dies alles ist sicher nicht unnötig. Den Radstreifen schätze ich sehr. Aufgemalte Radstreifen garantieren ein schnelleres Vorwärtskommen als abgetrennte Radwege oder Quartierstrassen, auch weil sich ihre Lichtsignal-Grünphasen mit denen der Autos decken. Die Notwendigkeit von Busspuren ist klar und für Parkplätze möchte ich an dieser Stelle eine Lanze brechen, denn die Geschäfte an den Ausfallstrassen können ihre Kunden nicht, wie jene in der City, in nahegelegene Parkgaragen verweisen. Und gerade an diesen Strassen finden sich oft spezielle Fachgeschäfte mit regionalem Kundenkreis.
Dass die ganze Fläche vor dem Neubau des Geschäftshauses Rorschacher Strasse 226 vollständig asphaltiert wurde, ist höchst unschön. Die Projekt-Visualisierung sah etwas grüner aus, wie dieses Bild der PPM Projektmanagement AG auf ihrer Website zeigt:
Es gibt also genügend Platz für Begrünungen. Stattdessen wählen Anlieger oft den Weg des geringsten Unterhalts: einen geschlossenen Hartbelag.
Auch wenn zu den nun aufgestellten Betonbänkli noch ein paar Pflanztöpfe beigestellt würden, ist dies lediglich Kosmetik auf Nagellackniveau. Ähnlich sieht es gegenüber aus. Auch die Neuapostolische Kirche (Bild links) und ihr ebenfalls neues Nachbargebäude verzichten auf Grün und setzen stattdessen auf eine Sammlung Betonbänkli, die wohl selten ihrer angedachten Zweckbestimmung dient.
Heutiger Zustand des Strassenquerschnitts: Die Fahrbahnen sind überbreit. Die ebenfalls asphaltierten Vorplätze der Anlieger tragen zusätzlich zum Strassenbild bei:
Lange Zeit bestand die Absicht, für den öffentliche Verkehr eigene Spuren zu schaffen, ob dieser nun ein Bus ist oder dereinst ein Tram sein könnte. Das Tram wurde zwar letztes Jahr zurückgestellt, die Idee der Eigentrassierung für den öffentlichen Verkehr offiziell aber nicht. Weiterverfolgt schient aber auch dieses Projekt nicht mehr zu werden. Man ist wohl zur Einsicht gelangt, dass die Umsetzung doch nicht so einfach sein wird, denn Platz für 2 Autospuren, 2 Busspuren, 2 Radstreifen und 2 Trottoirs ist fast nirgends vorhanden.
Eine Eigentrassierung des ÖV würde, wenn überhaupt, platzmässig nur ohne Radstreifen umsetzbar sein. Dies würde 3m Breite einsparen. Als Velofahrer ist dies für mich inakzeptabel. Auch für Velofahrende ist die Rorschacher Strasse die schnellste Ost-West-Verbindung. Die Linienführung ist gerade, die Höhendifferenzen minimal und Hindernisse in Form von Rechtsvortrittkreuzungen, parkierten Autos, holprigen Randsteinquerungen und allgemeinem Quartierleben gibt es hier keine.
Bleibt also das aktuelle Strassenlayout: je 1 Autospur und eine Velospur pro Richtung und Busspuren wo nötig. Haltestellen können als Fahrbahnhaltestellen ausgebildet werden mit Platz für überholende Velofahrer. Dass solche auch hier funktionieren, hat das Provisorium vor dem Restaurant Anker bewiesen.
Der so frei werden Platz kann begrünt werden. Ich stelle mir eine Allee vor, zwischen den Bäumen wären Kurzzeitparkplätze möglich.
Eine echte Allee wäre der Wunsch, geht das aber nicht, kann auch mit Bäumen in der Mitte gelebt werden.
Die Strassenbreite bleibt. So fallen weniger Umbaukosten an. In der Strassenmitte wird ein multifunktionaler Mittelstreifen angelegt. Abwechselnd sind dort Grüninseln mit Bäumen, Fussgängerinseln und Linksabbieger. Dieses Modell hat sich andernorts mehrfach bewährt. Vorstellbar wäre auch ein mittlerer Belagstreifen, der nur punktuell durch Bauminseln unterbrochen wird, wie dies in Staad der Fall ist.
Einzige Einschränkung könnten Leitungen darunter sein. Dann kommt halt auch hier nur Nagellack (lso Blumentöpfe) zum Einsatz – aber immerhin mehr Grün.
Auch hier zeigt sich die Strasse in grosszügigster Überbreite:
Vor und nach dem Bereich gegenüber dem Platz könnte ich mir auch hier durchaus ein paar Bäume auf der Strassenmitte vorstellen. Die Grosszügigkeit des Platzes hingegen sollte beibehalten werden. Durch eine Erweiterung des silbertumseitigen Platzbelags bis auf das Trottoir der Gegenseite, mit Aussparung der Fahrbahnen natürlich, könnte der Platz an Grösse gewinnen. Plätze sind Orientierungspunkte auf langen Strassenzügen. Neudorfplatz (Aufwertungsvorschlag siehe hier) – Krontalplatz – Grossackerplatz (dieser) – St.Fidenplatz.
Grossackerplatz beim Silberturm, reduzierte Strassenbreite (Basisbild: Google)