Die Umgestaltung der St.Leonhard-Strasse im Abschnitt Gäbrisstrasse – Kornhausstrasse geht in die richtige Richtung. Die ursprünglich 3- bis 4-spurige Strasse wird auf 2 bis 3 Spuren reduziert. Die Baumreihe vor dem Neumarkt soll wieder hergestellt werden. Es wäre aber mehr möglich. Dies auch deshalb, weil die Strasse inzwischen dank einer Lichtsignalstafette ohnehin verkehrsberuhigt wurde. Hier fährt niemand mehr durch, der nicht zwingend muss.
Aktueller, grosszügiger Ausbau der St.Leonhard-Strasse mit nicht mehr benötigter Busspur. In der Gegenrichtung gib es nicht einmal eine Stromleitung, soviele Busse befahren diesen Abschnitt somit nicht.
Weil die Linienbusse nicht mehr via Gutenbergstrasse auf den Bahnhofplatz einbiegen, erübrigen sich Busspuren auf der St.Leonhard-Strasse. Die Stadt nutzt dies für eine Redimensionierung der Strasse. Gleichzeitig sollen die Baumreihe vor dem Neumarkt und die Parkplätze vor der Hauptpost, die wegen der provisorischen Bushaltestelle während des Umbaus des Bahnhofplatzes entfernt werden mussten, wiederhergestellt.
Projekt der Stadt
Es bleiben je eine Fahrspur pro Fahrtrichtung sowie eine Linksabbiegespur für Linienbusse Richtung Kornhausstrasse. Um das gerade Strassenbild zu wahren – was gestalterisch richtig ist –, soll dort, wo kein Linksabbieger nötig ist, ein Grünstreifen die überschüssige Breite füllen. Auch hier gebührt der Stadt ein Lob. Andernorts wurden an solchen Stellen beige Markierungen aufgebracht.
Der Abschnitt Gäbrisstrasse – Brücke der St.Leonhard-Strasse wurde kürzlich äusserst übertrieben und überreglementiert ausgebaut. Dabei wurden auch zwei zusätzlich Lichtsignalanlagen gesetzt, eine davon mit einem aufwendigen Schaltungsprogramm aufgrund der komplexen Verkehrsbeziehungen zwischen MIV, Bus, Velo und Fussverkehr. War dieser Aufwand effektiv unvermeidbar?
Alternative zum Projekt: Schmalere Strasse, Platz für mehr Grün.
Ein Verzicht auf den wenig benützten Linksabbieger Kornhausstrasse würde auch den Grünstreifen erübrigen. Die Strasse könnten um 30% schmaler ausgeführt werden. Der so gewonnen Platz könnte einer Baumallee auf der Nordseite der Strasse zugute kommen. Diese Aufwertung käme auch den Aussenbewirtschaftungen der beiden Restaurants an diesem Trottoir zugute.
Mindestens der Raum zwischen den Bäumen sollte unversiegelt ausgeführt werden. Auch die Versiegelung der Trottoirs könnte grundsätzlich in Frage gestellt werden, dem Stadtklima zuliebe. Entlang der Post wäre allerdings für 4 Kurzzeitparkplätze weniger Platz.
Gegen den Verzicht auf die Linksabbiegespur steht das Argument, dass der geradeaus oder rechtsabbiegende motorisierte Indidvidualverkehr (MIV) wegen eines auf Grün wartenden Busses längere Durchfahrtszeiten haben wird. Gleiches gilt auch für die sehr wenigen Busse (von der VBSG nur Linien 9 und 12), die hier weiter der St.Leonhard-Strasse folgen. Im Stau stehenden Linienbussen steht die Grünauslösung der Lichtsignale zur Verfügung, was wiederum auch dem MIV Grün bringt. Ein Zeitverlust wird trotzdem bleiben. Doch inwieweit ist dies noch von Relevanz, wenn auf der ganze Länge der St.Leonhardstrasse zwischen Brücke und Broderbrunnenplatz 7(!) Lichtsignalanlagen zu durchzufahren sind, also alle 100m eine?
Alle 100m ein Lichtsignal. So lassen sich Strassen auch beruhigen.
(Nachtrag vom 27.3.2021)
Obwohl bereits die Planer der Stadt die Rechtsabbiegespur zur Kornhausstrasse eliminiert haben, wird diese noch verteidigt. Ein Augenschein an einem gut frequentierten Samstag (27.3.2021) zeigt, dass es ganz gut ohnei sie geht. Länger als eine LSA-Schaltsequenz wartet hier niemand.
Längst hat sich für Ortskundige die Davidstrasse als Ausweichroute etabliert. Sie ist lichtsignalfrei, ausserhalb der Tempo-30-Zone und da die einmündenden Strassen bis auf eine Ausnahme Trottoirs überfahren, stellt auch die Rechtsvortrittsregelung kaum ein Hindernis dar.
Davidstrasse
Früher wählte ich regelmässig die St.Leonhardstrasse, um mit dem Velo die Innenstadt zu durchqueren. Doch inzwischen ist selbst für mich die Davidstrasse die bevorzugte Innenstadtdurchfahrt. Die als Veloschnellweg gedachte Vadianstrasse erfüllt wegen Rechtsvortritten und anderen Hindernissen meinen Anspruch an eine schnelle Verbindung nicht.
Begegnunszonen, wie hier die Vadianstrasse, mögen für Velofahrende, die Sicherheit suchen, eine gute Sache sein. Für Fussgängerinnen und Fussgänger sind Velofahrende hingegen lästig. Für die Anlage eines Veloschnellwegs eignen sie sich aber nicht.
Des Weiteren liegt die Davidstrasse an der direkten Route Lämmlisbrunnenstrasse – Zeughausgasse – Gallusstrasse – Oberer Graben – Gartenstrasse – Appenzellerplatz – Davidstrasse – Güterbahnhof (grün in der Grafik oben). Die Route Spisergasse – Turmgasse – Schmiedgasse – Vadianstrasse – Geltenwilenstrasse (blau oben) benötigt mehr Zeit, weil hier mehr Fussverkehrkonflikte und Begegnungszonen lauern – auch fahrlässig provozierte, wie die Querung der Geltenwilenstrasse mit Fahrten auf dem Tottoir durch Wartebereiche von Fussgängerinnen und Fussgängern.
Schnelle Routen sind wichtig für die Akzeptanz des Velos als Alltagsverkehrsmittel
Artikel im Tagblatt zur Rückweisung des vorliegenden Projekts im Stadtparlament
Fotos und Grafiken: Markus Tofalo
Basis: Geoportal und Projekt Stadt St.Gallen