Warum können wir unsere Abfälle nicht einfacher entsorgen? Vorstellbar wäre ein zentraler Recyclingplatz für alles in der Nähe des Wohnorts oder des üblichen Versorgungsplatzes – also des Einkaufsortes. Noch besser wäre es, wenn alles zuhause abgeholt würde. Beide Modelle gibt es.
Modell Arta, Mallorca: ein zentraler Entsorgungsplatz
Modell Brienza, Süditalien: alles wird abgeholt
Bern: Gute Erfahrungen mit einem Test
Zwar sind wir immer noch führend im Glas- und PET-Recycling. Diese Disziplin hat sich entwickelt und gehalten. Doch sonst harzt es in Sachen Wiederverwertung von alltäglichen Haushaltabfällen. Zuviel landet in der Kehrichtverbrennung trotz Sackgebühr: Kunststoffe, Dosen, Verpackungen, Küchenabfälle. Warum werfen viele Schweizer auch jene Abfälle in den Hausmüllsäcke, obwohl es andere Entsorgungsmöglichkeiten geben würde?
Alles in einen Sack zu werfen ist bequemer, als PET ins Geschäft zu schleppen, Glas zum Container zu bringen, und die Küchenabfälle zu kompostieren. Letzteres stinkt bzw. verursacht Arbeit. Genau hier muss angesetzt werden. Dass es anders gehen würde, beweisen diese zwei Beispiele:
So etwas wie eine Müllabfuhr kennt man in Artà auf Mallorca nicht, zumindest nicht in unserer gemieteten Finca, in welcher wir zwei Wochen Ferien machten. Unseren Abfall fahren wir jeweils vor dem Einkauf zur Entsorgungsstelle der Kleinstadt und sortieren ihn dort in die bereitgestellten Container. Auch Sondermüll lässt sich dort entsorgen. Die Anlage ist bedient, der Werkhofmitarbeiter hilft, falls nötig. Es gibt auch Quartiersammelstellen.
Auch in der Schweiz sind positive Beispiele zu finden, z.B. in Sils-Maria:
Hier lassen sich alle Abfälle bzw. Wertstoffe an einem Ort getrennt entsorgen, auch Textilien. Plastik hingegen fehlt mit Ausnahme von PET auch hier. Der Ansatz ist aber gut.
Das nenne ich vorbildlich! In Brienza in der Basilicata wird alles zu Hause abgeholt. Man erhält für jede Abfallsorte entsprechende Behältnisse: blaue Säcke für Papier und Karton, gelbe für Plastik, kompostierbare zusammen mit einem Kübeli für Küchenabfälle, eine etwas grössere Plastikbox für Glas und Metall. Für Restmüll ist ein farbloser Sack vorgesehen, doch dieser füllt sich mit Abstand am Langsamsten. Ein Kalender mit entsprechenden Farben zeigt, wann was an die Strasse zu stellen ist. Zweimal pro Woche wird «Organico» geholt, das andere je einmal. Die Müllabfuhr fährt täglich. Eine Anleitung erklärt die Details.
Das System gibt es seit zwei Jahren und es funktioniert bestens. Zuständig ist das Unternehmen Pellicano Verde SpA, der Service ist also privatisiert.
Zwei Beispiele, die zeigen, dass es besser geht als hier.
Abfallentsorgung in Süditalien: www.pellicanoverde.it
Bern testet auch die Abholung aller Abfallsorten zuhause. Zu diesem Zweck sortieren alle Haushalte ihre Abfälle in verschiedenfarbige Säcke. Das System ist somit ähnlich jenem von Brienza (siehe oben), ausser dass dort auch Boxen zum einsatz kommen, damit nicht soviele Säcke verbraucht werden.
Mür mich wäre das Berner Modell wünschenswert, vorausgesetzt, die zusätzlichen Fahrten der Kehrichtabfuhr schlagen sich in der Gesamtökobilanz nicht negativ zu Buche. Wenn möglich, sollte sich der Sackverbrauch durch die Verwendung von Containern oder Boxen reduzieren lassen.
Die Abfallsorten sollten zweckmässig sein. Mich stört es aber keineswegs, wenn sie höher liegt als im Modell Brienza.