Die Stadt St.Gallen garniert Kreuzungen in Begegnungszonen mit beigen Punkten. Man kann diese schön oder hässlich finden. Die Kosten für diese Massnahme werden nun kritisiert. Um die verkehrsberuhigten Strassen als solche erkennbar zu machen, gäbe es aber teurer Lösungen.
Statt der Markierung «Rechtsvortritt», werdene Punkte aufgemalt – sieht verspielt aus und soll zur Langsamfahrt animieren.
Mir gefallen diese Punkte auch nicht. Sie wirken wie ein Fremdkörper im Strassenraum – zu verspielt und oft auch disharmonierend mit dem Umfeld. In einem Artikel über die Begengungszone Aeplistrasse habe ich sie auch schon kritisiert.
Doch irgendwie müssen Begegnungszonen erkennbar sein. Das blosse Aufstellen einer Tafel genügt nicht. Daher werden Kreuzungen jeweils mit diesen beigen Punkten gekennzeichnet. Natürlich ginge dies auch anders.
Mein Favorit ist, sofern es der Platz zulässt, einen Baum mittig pflanzen, oder fast mittig, so dass man sicher auf einer Seite mit einem LKW vorbeikommt. Der Vorteil: der Knoten ist markiert und ein schnelles Durchfahren ist unmöglich.
Bei Kreuzungen von Quartiertstrassen ist Platz für einen markanten Baum in der Mitte wie hier im Martinsbergquartier von Baden.
Die Stadt lehnt diese Lösung ab, weil sie den Winterdienst behindert, aber auch weil man den Verkehr wohl zu stark behindern würde. Die Verkehrsteilnehmenden müssten sich hier untereinander irgendwie arrangieren.
Teilplästerung oder Ornamentik: Zürich-Wipkingen
Praktikabler ist eine gepflästerte Kreuzung. Ich bin ein Fan von Plätzen und Plätzchen – es sollte mehr davon geben. Plätze sollten Fahrbahnen unterbrechen, nicht Fahrbahnen die Plätze. In St.Gallen geht dies nicht, heisst es. Man hält man an Fahrbahnmarkierungen fest. Ihr Verlauf sollte erkennbar sein. Dabei bin ich überzeugt, dass man den Platzausgang auch ohne leitender Linien in Form von Randsteinen oder einer Markierung findet, gerade in Feinerschliessungsstrassen. Gegen Pflästerungen sprechen auch die Kosten.
Ebenfalls der Preis spricht gegen eine Asphalteinfärbung. Zudem ist ein eingefärbter Asphalt oft auch schadenanfälliger und schwierig bis unmöglich zu reparieren.
Eingefärbter Belag: Zentralplatz Biel. Bei Reparaturen trifft man den Farbton nicht mehr, da die Asphaltmischung beim Bau esklusiv war.
Bleiben noch die Markierungen. Diese kosten zwar um 2000 Franken pro Kreuzung, sind aber erheblich günstiger als oben beschriebene, schöneren Lösungen. Zur Unterscheidbarkeit von Begegnungs- und Tempo-30-Zonen hat man sich in St.Gallen dazu entschieden, neuralgische Stellen vollflächig einzubeigen und in Begegnungszonen, wo das Tempo 20 gilt, diese Pünktli aufzutragen.
Vollbeige kommt auch bei Multifunktionsmittelstreifen auf Hauptstrassen, wie der Teufener Strasse, zum Einsatz. Diese Flächen könnten teilweise auch begrünt sein. Mehr darüber hier.
Rechtliche Relevanz hat beides nicht. Es gilt wie einfacher Strassenbelag, als ob es nicht da wäre. Diese gemalten Flächen steigern jedoch die Aufmerksamkeit und das ist die Absicht dahinter. Vor 30 Jahren hätte man Schwellen verbaut. Die Sensibilität für Strassen in Wohnquartieren hat sich inzwischen doch si gesteigert, dass solcher Unsinn nicht mehr nötig ist.
Warum keine Fussgängerstreifen? Weil diese gemäss Strassensignalisationsverordnung des Bundes in Temnpo-30-Zonen nicht vorgesehen sind. Es müssten zuviele installiert werden, wenn man jeden möglichen Fussgängerübergang berücksichtigen müsste. In Begegnungszonen, wo der Fussverkehr Vortritt hat, sind Zebrastreifen ohnehin überflüssig.
Für jene, die sich nun lauthals über diese Punkte empören, habe ich wenig Verständnis. Die 2000 Franken sind verhältnismässig wenig. Bei gewöhnlichen Rechtsvortrittsknoten werden auch Leitlinien aufmarkiert. Möglicherweise sind sie gar nicht gegen die Punkte, sondern vielmehr gegen Begegnungszonen an sich? Dann sollten sie ehrlich genug sein, und diese bekämpfen. Doch dann könnten sie gegen eine Mehrheit der Anwohnerschaft stehen.
Das St.Galler Tiefbauamt möchte wenige Belagswechsel im Strassenraum, wegen des Winterdienstes, aber auch aus Kostengründen. Doch dann müsste es konsequenterweise in Tempo-30-Zonen eigentlich auf Trottoirs verzichten, zugunsten von mehr Grünfläche. Wie ich dies schon im Rahmen meiner Arbeit für «Grünes Gallustal» aufgezeigt habe, gibt es keine Norm, die Trottoirs vorschreibt. Andere Gemeinden verzichten auch. In Feinerschliessungsstrassen und Sackgassen, welche vorwiegend von Anwohnenden befahren werden, ist dies unproblematisch – dazu braucht es keine Begegnungszonen – und somit auch keine Tüpfli.
Beispiel Berg SG, Käsereistrasse. Sie funktioniert ganz gut ohne Trottoir und auch ohne Kreuzungsmöglichkeit.
Ein bisschen arrangiert habe ich mich mit den Tüpfli. Gefallen tun sie mir immer noch nicht, aber als Motto für ein Einweihungsfest einer Begegnungszone sind sie wie gemacht.
Am 30. August 2024 findet auf der Falkensteinstrasse – beim Spielplatz – das «Tüpflifest» statt. Willkommen sind – wie es sich für eine Begegnungszone gehört – alle.
Plätze – Treffpunkte auch in den Quartieren