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Vorwärts

Gedanken, Ideen, Meinungen und Senf von Markus Tofalo

Wenn es denn nicht anders geht...

Die Stadt St.Gallen schreibt einen neuen Wettbewerb zur Neugestaltung des Marktplatzes aus, basierend auf dem Ergebnis des Forums. Grundlage dazu bildet auch ein externer Bericht zur Platzierung der Bus- und Bahnhaltekanten. Als Gegner einer Änderung tue ich mich ziemlich schwer damit.

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Bild: Meine ursprüngliche Idee für die einen neuen Marktplatz mit Markthalle auf dem Blumenmarkt bzw. Taubenloch.

Ich nehme den "technischen Bericht Haltestellenkonzept Marktplatz Bohl" zur Kenntnis. Auf Details gehe ich hier nicht ein. Es wäre sicher möglich, wie Hansueli Stettler immer wieder sagt, dass eine ausgeglichenere Verteilung der einzelnen Kurse Staus von Bussen verhindern kann. Doch will man dies offensichtlich nicht. Auch mit smarten Technologien die Einfahrten der Busse frühzeitig steuern, ist anscheinend keine Option. Schade.

Dann nehmen wir halt Staus vor dem Brühltor hin. Raum gibt es auf der Rorschacher Strasse genügend. Auch auf dem Burggraben ist Platz für einen noch leicht zu verlängernden Raum für eine Appenzeller Bahn-Komposition vorhanden. Bei der Torstrasse müsste dieser aber noch gänzlich geschaffen werden – auf Kosten einer MIV-Spur. Oder man verbreitert die Strasse. Ich bezweifle aber diese Notwendigkeit. Müssen denn MIV-Strassenkapazitäten zwingend immer auf absolute Spitzenzeiten ausgelegt sein? Was ich sicher nicht wünsche, ist die Verschiebung von Gebäuden.
Könnte eine in der Strassenmitte angelegte Busspur ein Abbiegen in die Enge zwischen Waaghaus und Bank Notenstein erleichtern? Vielleicht zusammen mit einer Stutzung der Bank. Diese alleine würde nicht den gewünschten Effekt bringen. Die Bank müsste gemöss vorliegender Studie fast ganz verschwinden.

Haltestelle Theater vor der Tonhalle?

Eine Überlegung wäre: Müssen denn die Busse über die Torstrasse einfahren? Ich könnte mir vorstellen, dass die Anfahrt der Busse vom Heiligkreuz wenigstens teilweise über eine Route Scheffelstrasse–Blumenaustrasse denkbar wäre. Vorteile: der Problemeinbieger beim Brühltor fällt weg und eine bessere Haltestelle für Theater, Tonhalle und Museum wäre möglich. Nachteil: Der Stadtpark würde durchschnitten.

Ein weiteres Kriterium spricht gegen eine Ostwärts-Haltekante vor dem Hecht: Die Haltekante wäre für zwei Gelenkbusse zu kurz. Alles Diskutieren mit dem Verfasser des Berichts half nichts. Mit den gegebenen Grundlagen geht eine ÖV-Haltestelle für beide Richtungen auf dem Bohl nicht. Ärgerlich. Man müsste also die Bushaltestelle westwärts schieben.

Das "Komitee vernünftiger Marktplatz" hälte an einer Bushaltestelle für beide Richtungen auf dem Bohl fest, siehe in diesem Facebook-Post

Schade um die historischen Fassaden

Richtung Bahnhof muss nicht solange gewartet werden wie ostwärts. Demzufolge ist keine so grosse Dachfläche wie ostwärts nötig. Aber auch ein kleineres Dach sollte möglichst transparent, leicht und filigran ausgebildet sein, um die Wirkung der Fassaden dahinter – immerhin die einzigen kleinstrukturierten und historischen des ganzen Platzgebildes – nicht zu stören. Ein weitere Nachteil ist die höhere Energie, welche Busse hier für die Anfahrt benötigen, welche sich vorallem bei den Dieselbussen in Form von mehr Abgasen und Lärm äussern wird.

Doch eine Markthalle?

Dass ein ständiger Markt erhalten bleiben, bzw. wieder aufgebaut werden soll, begrüsse ich. Er sollte aber den Eventplatz Marktplatz nicht verstellen. Das sieht auch der Stadtrat so.
Darum sehe ich ihn gruppiert. Die vorgeschlagene öffentliche Nutzung des Union, z.B. durch eine Markthalle als durchlässige Halle zwischen Marktplatz und Schibenertorplatz wurde aufgenommen, allerdings für eine Bibliothek. Auch diese Idee ist sehr begrüssenswert. So sehr eine Bibliothek im Union ideal wäre, bezweifele ch, dass das dazu notwendige Raumprogramm im jetztigen Volumen des Uniongebäudes Platz findet. Weill ich nach wie vor an eine Markt-Eventhalle im Bereich Taubenloch-Union glaube, müsste auch der Markt eher dort platziert sein. Darum ist für micht die Haputpost immer noch der bessere Bibliothekstandort, zumal es für die post (noch) keine anderen Nutzungsideen gibt.
Wichtig ist die Freihaltung einer möglichst direkten und akzentuierten Achse Marktplatz–Poststrasse als schnelle und logische Verbindung zum Bahnhof – am liebsten mehr als bloss ein Durchgang durch ein Gebäude.

Die Calatrava-Halle muss bleiben

Ihre Transparenz, Leichtigkeit und Eleganz kann bei gleich grosser Dachfläche kaum schöner erreicht werden. Eine grössere Öffnung der Rückseite sollte geprüft werden. Eine Versetzung ist zwar teuer, aber wenn auch Ideenhonorierung, Planung und Bau eines Ersatzdachs von den Verschiebekosten abgezogen würden, sähe diese Rechnung vielleicht weniger drastisch aus. Keinesfalls sehe ich auf dem Bohl ein Bau ähnlich den betonierten Normhaltestellen. Diese sind zwar nicht unästhetisch, würden hier aber nicht passen und die Platzwirkung des Bohls empfindlich stören.

An meiner Idee mit 3 Plätzen und einem diese definierenden Haus dazwischen halte ich, so utopisch sie erscheint, fest. Sie ist bei allen infrage kommenden Haltestellenvarianten ausführbar, da die Grundfläche durch den Einbau von Arkaden nicht grösser sein müsste, als es jene der Rondelle heute ist.

Fazit

Wir müssen die versetzten Haltestellen wohl schlucken – extrem ungern. Aber: Es gibt genügend Gründe, warum nicht beide Haltekanten zum Marktplatz verschoben werden dürfen:

Am Bohl gewinnt man wenig Fläche, am Marktplatz verliert man aber welche. Der Marktplatz, als ohnehin grösseren Platz, eignet sich besser für Events als der Bohl, der einerseits durch die Durchfahrt von Bussen und Appenzellerbahn und andrerseits durch mehr Liegenschaftenzugänge begrenzt ist.

Die Calatrava-Halle ist von architektonischem Wert. Googelt man sie, ist die Ausbeute nicht gerade gering. Das Frühwerk des inzwischen Weltstars der Architektur gilt es zu erhalten. An seinem Vortrag vom vergangenen April an der HSG hat Santiago Calatrava von «Kathedralen des öffentlichen Verkehrs» gesprochen, dass Pendler sich zusammengezählt lange darin aufhalten und eine entsprechende Architektur verdienen und dass mit der Nutzungsdauer sich die hohen Baukosten relativieren. Dass seine Halle nach nur 20 Jahre wieder abgerissen werden soll, ist einfach nur dumm.

Die Bäume auf dem Marktplatz sollten mehrheitlich erhalten werden. Wir alle sehen, wie klein die vor 18 Jahren gepflanzten Bäume beim Vadian-Denkmal noch sind. Neupflanzungen sind also kein Ersatz.
Diese Bäume erzeugen ideale Plätze für eine Gartenbeiz, einen Biergarten oder ein Strassencafé. Durch eine Buswartehalle würde diese Situation gestört. Leider ist dies auch jetzt durch den Abfallcaontainer, den ich mir schon länger weg wünsche.

Ich wünsche mir, dass Wettbwerbsteilenehmede diese Gedanken von mir hier finden und lesen.

Und noch etwas

Mag es das Forum so gewünscht haben: Marktplatz und Bohl sind ein Ort des Marktes, des öffentlichen Verkehrs und von Events. Wer Ruhe und lauschigen Aufenthalt sucht, ist im Stadtpark, im Klosterhof oder auf dem Gallusplatz besser aufgehoben. Ruhe geht hier nicht. Das muss (leider) auch den Anwohnern erklärt werden.

Hier eine Übersicht zu meinen Marktpatzbeiträgen

Zum Ergebnis des Ideenwettbewerbs 2019

Marktplatz St.Gallen: Eine vielleicht verrückte Idee: Ein Haus in der Mitte definiert 3 Plätze

Platzrestaurant statt Mulde

Schibenertorplatz: Grüne Insel, Rambla oder Piazza statt Parkplätze am Union

Markthalle St.Gallen im Union und Taubenloch?

Visualisierung Parkgarage Schibenertor

St.Galler Marktplatz Plan B (2011)

Ein neuer Marktplatz? (2011)

Marktplatz ohne Calatrava-Halle? (2009)

 

Und zu allerletzt: Wohin denn mit der ehrwürdigen Calatrava-Halle?

Marcel Bauer beklagte in seinem "#kurzverbloggt", dass das Norm-Buswartehäusschen auf dem Neudorfplatz zu klein sei. Das könnte eine Lösung sein:
neudorf mit calatrava

 

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