Mit dem Projekt eines neuen Hochhauses im Garten der Villa Wiesental kommt man hier endlich weiter. Im Gebiet Bahnhof Nord gibt es aber noch weitere Knoten, die es zu lösen gilt:
Das neue Gebäude im Garten der Villa Wiesental zwischen Villa und dem Geschäftshaus "Leopard"
Eingeflossen sind auch Ideen von Gallus Hufenus, welche wir zusammen an einer kreativen Session erörtert haben, so die leichte Verschiebung des Villagartenneubaus nach Westen, die T-Kreuzung und der neue Bahnhofnordplatz als neue "Plaza Mayor", nachdem sich der Kanton den Ideen der Stadt entgegenstellt.
Nach wie vor halte ich hier einen doppelstöckigen Kreisel mit Entflechtung der Verkehrsarten für die richtige Idee. Es gibt Orte, wo der Verkehr funktionieren muss, will man Umfahrungen oder neue Strassen verhindern.
Der Ist-Zustand ist weder platzsparend noch gut. Die Idee, das historisch gewachsene Dreieck zugunsten einer T-Kreuzung aufzugeben wurde vom Verein Villa Wiesental erstmals ins Spiel gebracht. Der Vorteil liegt im Gewinn an Platz vor der Villa. Und mit vorliegendem Projekt eines Neubaus in deren Garten kann sie diesen gebrauchen.
So wird ein Langsamverkehrstunnel ermöglicht, der gleichzeitig auch die Bushaltestelle erschliesst. Unterführungen sind zugegen ziemliches 1970er-Gedankengut. Hier hat der Tunnel aber eine Berechtigung. Die Ausführung muss grosszügig sein und Kreuzungen zwischen Velos und Fussgängern sollten minimiert sein.
Die Situation bekommt einen städtischen Platzcharakter. Daher würde ich den Platz benennen. Europaplatz wäre passend, weil hier das Tor in die Welt hinaus ist und der Platz auch ziemlich verkehrsbelastet erscheint.
Das Dreieckspärli ist verkehrstechnisch völlig unsinnig. Es hat sich historisch ergeben. Bis zum Autobahnbau wurde allseitig des Pärklis im Gegenverkehr gefahren, siehe unten.
1978: Vor dem Autbahnbau wirkte diese Kreuzung noch beschaulich. Bild: Swisstopo
Eine Nutzung mit repräsentativem Charakter wäre nach wie vor wünschenswert. Dass der Garten öffentlich genutzt werden kann, gefällt. Und mit dem Umbau der Kreuzung verdoppelt sich dessen Fläche gar.
Dass HRS als Besitzerin der Villa Wiesental nichts von einem Deal Garten gegen höher Ausnützung im «Leopard» überzeugt werden konnte, ist bedauernswert. Zusammen mit der Pensionskasse der Stadt St.Gallen konnte nun aber immerhin eine für alle tragfähige Lösung gefunden werden.
Der neue, schmale Neubau im Garten der Villa besticht durch seine Bauhaus-Anleihen. Dass die öffentliche Erdgeschossnutzung ihm und nicht der Villa zugestanden wird, ist aufgrund der grossen ebenerdigen Öffnungen nachvollziehbar.
Im Gegensatz zum aktuellen Plan würde ich das Gebäude leicht westwärts schieben, um der Villa mehr Luft zu verschaffen. Platz ist ja durch den Umbau der Kreuzung vorhanden.
Neue Situation bei der Villa Wiesental als offizielle Projektvisualisierung
Dieser schwere Sündenfall müsste korrigiert werden. Eine Erdgeschossnutzung mit Öffnung zur Lagerstrasse wäre wünschenswert.
Der Bezug der Lokremise zur Bahn muss nachvollziehbar sein. Darauf sollte auch in der Bepflanzung Rücksicht genommen werden.
Es darf davon ausgegangen werden, dass unter dem Baufeld 8 eine Tiefgarage erstellt wird, ob mit vermieteten oder öffentlichen Parkplätzen ist an dieser Stelle nebensächlich. Wenn dem so wäre, kann der logische Schluss nur sein, diese Garage mit jener unter der FHS zu verbinden und die gemeinsame Einfahrt in die Klubhausstrasse zu legen. Die Ausfahrt für beide Garagen könnte am bisherigen Standort verbleiben.
Bedauerlicherweise wollen sich die zuständigen Stellen des Kantons nicht an die breit abgestützte Planung der Stadt halten und hier keinen zweiten Turm als Ergänzung zum FHS-Turm erstellen. Ein Traufhöhe von 4 bis 5 Geschossen sollte aber hier schon sein. Nord- und ostseitig ist ein offenes Erdgeschoss wünschbar. Eine publikumsintensive Nutzung ist wegen der Bahnhofsnähe naheliegend.
Der Kanton als Spielverderber aus "Kurzverbloggt" von Marcel Baur
Ein Kritikpunkt an meiner Idee von vor zwei Jahren ist die hohe Häuserzeile entlang der Lagerstrasse. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Lagerstrasse keinen Hinterhofcharakter mehr haben soll. Eine Möglichkeit wäre, den damals vorgesehenen Bahnhofnordplatz auf die Nordseite der Lagerstrasse zu schieben. Das Baufeld 8 wird dadurch grösser. Die «Plaza Mayor» aus dem Plan der Stadt, die ebenfalls nicht das Wohlwollen des Kantons geniesst, fände ebenfalls hier Ersatz.
Für Ankommende ist dies eine Visitenkarte der Stadt. Entsprechend muss dieser Platz erscheinen und entsprechend muss auch die Nutzung der anliegenden Liegenschaften sein. Grün in Form grosser Bäume gehört dazu, evtl. auch ein Brunnen. Der «Chiosco» würde hier gut hinpassen! Umringt von FHS, vielen Arbeitsplätzen und Bahnhof hätte der Platz das Potential, stark belebt zu sein. Hier wären auch räumlich Events möglich, die auf den kleinräumigen Marktplatz nicht hinpassen.
Selbstverständlich ist «Bahnhofnordplatz» nur ein Arbeitstitel.
Da die Rückseite dieser Häuser nun auf einen repräsentativen Platz ausgerichtet sind, sollten sich entsprechend erscheinen. Ich könnte mir hier durchaus einen Neubau vorstellen, zumal die bestehenden Häuser architektonisch oder historisch nicht schützenswert sind. Nutzung offen, publikumsintensiv ist wegen der Bahnhofsnähe naheliegend. Die Ausrichtung nach Süden begünstigt Platzcafés.
Die Strasse sollte beidseitig flanierbar sein bis zur Militärkantine, inklusive Tunnel unter dem Europaplatz. Taxivorfahrt und, falls Platz vorhanden ist, Pickup-Halteplätze für Reisebusse (nicht Linienfernbusse!). Sofern sich die Anzahl Fernbusse in Grenzen hält, könnte hier gehalten werden. Sonst sehe ich diese an einem anderen Bahnhof in der Stadt. Auch sollte die Lagerstrasse nicht Zweiradparkplatz sein. Für Motorräder kann Fläche in einer der Tiefgaragen reserviert werden. Dies wäre auch aus Wetterschutzgründen sinnvoll.
Der bescheidene Name «Lagerstrasse» wird der Bedeutung dieser Bahnhofsvorfahrt nicht mehr gerecht, sie müsste anders heissen.
Eine Dummheit war die Ausbildung des Vorplatzes im Gefälle. Hier sind, abgesehen von einem schmaleren Rampenbereich, Stufen eingesetzt werden. Stufen sind beliebte Sitzgelegenheiten. Das Erdgeschoss könnte offener wirken.
So sehr es auch die Absicht der Planer war, mit einem Hauptaufgang der Unterführung den Passantenstrom auf diesem Weg in die Rosenbergstrasse zu bringen, es ist ihnen völlig misslungen. Dieser leere Platz mit allseitig absolut uneinladenden Fassaden ist ein Unort. Während die FHS-Seite wohl belassen werden muss, könnte auf der Montana-Seite durch eine Verkleinerung der Platz in eine Passage verwandelt werden.
Da sich der Kanton gegen einen Turm auf seinem Baufeld sperrt, müsste dieser hier realisiert werden. Eigentlich gefällt mir die Fassade des Montana sehr. In der Gesamtabwägung würde ich sie aber opfern.
Türme sind im Betrieb eher unpraktisch und auch unwirtschaftlich. Hoch müsste ein Gebäude hier aber sein. Eine möglich Variante wäre diese:
Die Architektur der Fachhochschule ist austauschbar. Trotzdem ist eine Erweiterung im gleichen Stil vorstellbar. Kritisiert würde sicher der Schattenwurf. Doch wie viele Stunden und zu welcher Tageszeit muss diese Einschränkung von den nördlichen Anwohnern tatsächlich erduldet werden? Sind sie dann überhaupt zuhause?
Zugegebgen, dieser Vorschlag wirkt wuchtig. Gliederungen in Höhe und Breite könnten diesem Eindruck entgegenwirken.
Dieser Platz wurde schön gestaltet, wennauch ich mir hier mehr Platz und weniger Garten hätte vorstellen können.
Die partielle Aufstockung war gedacht als Kompensation für die Freihaltung des Gartens der Villa Wiesental. An dieser Idee des Vereins Villa Wiesental würde ich festhalten, selbst wenn das Haus im Garten (Nr. 3 im Plan oben) gebaut würde.
Das umgestaltete und erhöhte Geschäftshaus "Leopard" nach der Idee des Vereins Villa Wiesental und das neue Gebäude im Garten der Villa. Die verbesserte Fassadengestaltung wäre auch ohne oder mit einer reduzierten Aufstockung des Leopards eine Option.
Schliesslich ist dieses Gebiet verkehrstechnisch bestens erschlossen. Dass dabei die Ästhetik und die architektonische Qualität nicht zu kurz kommen darf, zeigt das Panorama unten. Meine Zeit ist begrenzt und so habe ich in meine Fotomontagen vorwiegend Rasterfassaden eingesetzt. Der grosse Baukörper in Bildmitte steht auf dem Baufeld des Kantons, also auf dem aktuellen Parkplatz.
Dieses Bild darf durchaus auch als Warnung verstanden werden, was zu erwarten ist, wenn nicht von aussen oder seitens der Stadtplanung Einfluss auf die Erscheinung der Bauten genommen wird. Ein reiner Zweckbau an diesem ort wäre schade. Der zweite FHS-Turm muss nicht zwingend gleich aussehen oder gleich hoch sein. Auch hier habe ich dieses Aussehen der einfacheren Arbeit wegen gewählt.
Das ist der Vorteil der Unterführung am Europaplatz. Damit die Velowege akzeptiert werden, muss schnelles Vorwärtskommen möglich sein. Das beutetet, dass mit 30 km/h gefahren werden kann und Kurvenradien mit 15 km/h möglich sind.
Dass die Stadt zwischen sicheren und schnellen Velowegen unterscheidet ist richtig. Ich, der sich in die schnelle Kategorie einordnet, würde Velobahnen natürlich begrüssen. Im Wissen, dass solche schwierig zu realisieren sind und auch nicht als Netz flächendeckend möglich sind, halte ich es für richtig, dass sich schnelle Velofahrende in den MIV-Strassenverkehr einordnen. Schneller als als Teil des üblichen Strassenverkehrs kann man als Velofahrer nicht vorwärts kommen und das muss bei alle Velowegplanung möglich bleiben. Zudem beruhigen Velofahrer den allgemeinen Verkehr und erhöhen auch die allgemeine Aufmerksamkeit, da auf Strassen mit ihnen gerechnet werden muss.
Keinesfalls gehören Velos auf Fussgängerflächen und Trottoirs. Im allgemeinen Innenortsverkehr ist die Trennung zwischen Velofahrern und Fussgängern wichtiger als jene zwischen Autos und Velofahrern. Der Geschwindigkeits-unterschied ist zwischen Velofahrern und Fussgängern grösser. Mehr zu diesem Thema hier.
Zum Ergebnis der Testplanung von 2016
Bahnhof Nord St.Gallen: Testplanungsverfahren, Bericht des Beurteilungsgremium
Grafiken: Markus Tofalo, Basis Google Earth und Geoportal