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Vorwärts

Gedanken, Ideen, Meinungen und Senf von Markus Tofalo

Könnte sie wenigstens als Kunstobjekt erhalten bleiben?

Eigentlich schade, dass die weltweit engste Kurve einer Zahnradbahn bald der Geschichte angehören wird. Der bald eröffnete Ruckhalde wird sie ersetzen und das ist gut so. Sie jetzt aber plötzlich retten zu wollen, ergibt keinen Sinn. Beim Beschluss zum Bau des Tunnels der Appenzeller Bahn war klar, dass die alte Strecke dadurch obsolet werden wird.

ruckhalde appenzellerbahn kurve rundbau

Die nun gewonnen Fläche soll für eine Wohnüberbauung genutzt werden. Die zentrumsnahe Lage ist gut und wird einer Nachfrage entsprechen. Dabei soll nicht unbedingt Rücksicht auf die Kurve genommen werden müssen, heisst es. Doch dagegen wächst Widerstand, z.B. durch den Heimatschutz.

ruckhalde kurve stgallen

Schnell gediehen Ideen, was denn aus der alten Bahntrasse werden könnte. Ein Fuss- bzw. Radweg ist dabei sicher realistischer, als gleich eine Strasse darauf zu setzen, wenn auch die Entlastung der Teufener Strasse ein wünschenswertes Ziel wäre.

Ich bin für den Radweg. Dabei ist mir die exakt auf der alten Trasse verlaufende Linie nicht heilig. Eine sinnvolle und dichte, städtische Überbauung sollte möglich sein – modern schon, aber keine monoton additive wie Birnbäumen oder Rosenbüchel, wie im folgenden Bild angedeutet.

ruckhalde kurve stgallen totale ueberbauung

Ohne mich detailliert mit dem Gelände auseinanderzusetzen, ist für mich ein markanter Rundbau im Zentrum der Bahnkehre vorstellbar, siehe auch im Titelbild dieses Artikels dargestellt – irgendwie terrassig, irgendwie hoch – ich möchte das nicht weiter konkretisieren. Es ist korrekt, dass die Kurve aufgeschüttet ist und somit hier kein tragfähiger Boden ist. Doch mit der richtigen Fundation sollte dies kein Problem darstellen. Es ist kaum anzunehmen, dass keine Unterkellerung geplant ist.

ruckhalde appenzellerbahn stgallen ueberbauungsplan1

Der Rad-/Fussweg könnte also auf dem ehemaligen Gleis verlaufen. Eine ähnliche Idee wurde in Zürich auf einem stillgelegten Gleis im Kreis 5 umgesetzt, siehe Bild:

zuerich turbinenweg

Damit wäre dem Wunsch, die Kurve zur erhalten, unter realistischen Voraussetzungen wohl am ehesten entsprochen.

Dieser Überbauungsplan ist in einer halben Stunde entstanden. Eigentlich würde ich gerne wesentlich dichter und verschachtelter bauen. Mit dem Gelände habe ich mich dabei nicht gross auseinandergesetzt. Entsprechend wenig Überlegungen sind in dieser Skizze enthalten. Ich möchte damit lediglich aufzeigen, dass es möglich sein könnte, um die Trasse herum zu bauen.

Falls sich doch keine Lösung zur Weiterentwicklung des Quartiers finden lässt, welche die alte Trasse als vollständigen Radweg erhalten würde, kann ich mit vorstellen, dass ein Weg auch nur Teilen davon folgen würde und allfällige, auf der Trasse zu stehen kommende Bauten einfach umfahren würde – ohne allzu viel Zusatzweg (und Zusatzhöhendifferenz) versteht sich. Die alte Kurve bliebe somit sichtbar, wo möglich.

Dass es möglich ist, um gegebene "Hindernisse" platznutzend herumzubauen, beweist die bauliche Erweiterung auf dem Kammelenberg in St.Georgen. Wäldchen und Hecke blieben hier unangetastet. Das sollte doch mit einer ehemaligen Bahntrasse auch möglich sein.

kammelenberg
Lusftbilder: Google

Vorstellbar ist auch, die Linie in einer künstlerischen Art lesbar zu lassen. Stadtparlamentarier Daniel Rüttimann (GLP): «Wenn zum Beispiel eine Installation den ehemaligen Verlauf der Strecke andeuten würde, wäre das begrüssenswert.»
Möglich wäre, dass wo die Trasse auf ein Gebäude stösst, ein aufgemaltes Tunnelportal dessen Fortführung durch die Wand andeutet. Die alte Ruckhaldebahn als Kunstobjekt.

ruckhalde appenzellerbahn stgallen ueberbauungsplan2

Was meines Erachtens nicht sein darf, wäre ein vollständiges Verschwinden jeder Spur dieser nicht unbedeutenden weltweit engsten Zahnradbahnkurve.

PS: Irgend jemand sollte vor ihrer Stilllegung noch die «Eisenbahnromantiker» von ARD auf diese Strecke nach St.Gallen bestellen...

((Bilder: Markus Tofalo, basierend auf Luftbildern aus dem digitalen Stadtplan der Stadt St.Gallen und Google Earth)

 


Video: Tagblatt

Nachtrag vom 7.10.2018

Heute fahren die ersten Züge durch den Ruchhaldetunnel. Gut so. Aber darüber lässt man Gras wachsen  – bis dann irgendwann keiner mehr dieser Kurve nachweint und der Hang ohne Einbezug dieser überbaut werden kann...

ruckhhalde ohne gleis

Und wohin mit den Familiengärten?

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