Die Stadt St.Gallen plant Veloschnellrouten, also «Bahnen» auf welchen Velofahrende exklusiv und ohne Hindernisse schnell verkehren können. An der St.Leonhard-Brücke treffen verschiedene Velorouten zusammen. Für 1.6 Mio. Franken soll diese Brücke nun verbreitert werden, damit es für alle Beteiligten – ÖV, Auto-, Velo- und Fussverkehr, zu möglichst wenig Rotlichtzeiten kommt.
Gelb die Veloschnellrouten, rot ein möglicher Anschluss Richtung Güterbahnhof.
(Bild: Stadt St.Gallen)
Das Kosten-Nutzenverhältnis wird hinterfragt. Ja, diese Verbreiterung ist teuer. Aber: Sie ist Bestandteil der Veloschnellroute West-Ost. Diese führt nördlich der Bahngleise westwärts, also nicht durch den Güterbahnhof.
Warum: Ich glaube kaum, dass man dies wegen des leidigen Barrieren-Bahnübergangs der Appenzeller Bahnen im Güterbahnhof entschieden hat. Auch nicht wegen der 10 Jahre dauernden Baustelle aufgrund der Teilspange, die diese Route ab 2030 unpassierbar machen soll (was es zu verhindern gilt).
Die Überlegung ist: Der Veloschnellweg soll möglichst frei von Querverkehr und Höhendifferenzen südseitig entlang der SBB-Bahnlinie gelegt werden. Allerdings gibt es vom Ahorn bis zum Güterbahnhof keine Möglichkeit für die Eigentrassierung einer 5m breiten Velobahn. Daher überquert diese die SBB-Gleise auf der verbreiterten Brücke der SOB und führt dann auf der Zschokke- und Paradiesstrasse zur St.Leonhardbrücke. Diese muss hier überquert werden und das ergibt mehr Sinn, wenn dies für beiden Fahrtrichtungen auf einer Seite, der westlichen geschieht. Warum: Weil auf der Route Paradiesstrasse – Vadianstrasse so nur einmal eine der hier stark frequentierten Strassen überquert werden muss, also nur 1 Lichtsignal für eine nervige Wartezeit sorgt.
An diesem Schlüsselprojekt hängt also die ganze Velonetzidee.
Das geplante Velonetz der Stadt St.Gallen (Bild: Stadt St.Gallen)
Wer mich kennt weiss, dass ich sehr gut, sogar lieber ohne Velowege, Velofurten und Velo-Lichtsignalanlagen leben würde. Diese verursachen in den meisten Fällen längere Wege und Fahrzeiten, als wenn man mit dem Velo auf MIV-Spuren fährt. Aber auch ich schätze die Veloschnellwege sehr, weil sie ein entspanntes Fahren ohne Hindernisse, ohne vortrittsberechtigte Seitenstrassen und ohne störenden Fussverkehr ermöglichen. Für mich persönlich sind das die besten Velowege – andere ausser den bekannten Radstreifen (sofern diese NICHT auf Trottoirs markiert sind), halte ich für falsch, siehe hier.
Bedingung für mein Ja zur Verbreiterung der St.Leonhardbrücke ist aber, dass Velo- und Fussverkehr möglichst klar getrennt sind. Dies ist im aktuellen Projekt der Stadt berücksichtigt. Was mir dort noch nicht gefällt, sind die Radstreifen auf den Trottoirs der Geltenwilenstrasse. Diese bestehen aber schon jetzt und haben nichts mit dem Projekt zu tun – ich würde mir aber sehr wünschen, man würde diesen kapitalen Fehler korrigieren und auch hier Klarheit zwischen rollendem und gehendem Verkehr schaffen.