Las Vegas
Den Westen entdecken
Sie fasziniert und schreckt zugleich ab. Die Stadt in der Wüste von Nevada ist der Inbegriff des Kommerzes. Geld. Protz und Gigantismus dominieren. Hier stehen die grössten Hotelanlagen der Welt. Das lockt viele an. Sehr viele. Dies wiederum schreckt aber auch ab. Doch warum soll Las Vegas trotzdem das Ziel sein?
Darum doch!
Las Vegas
Nein Danke?
Der Westen der USA fasziniert. Unendliche Weiten, heisse Wüsten, wilde Naturschönheiten, Parks und Canyons, die in Jahrtausenden entstanden sind. Geschichten von Gräbern nach Gold und Schefflern von Geld. Die berühmte Route 66 mit dem Ziel: California und der Pazifik. Der Westen der USA – jeder will ihn wohl mal bereist haben.
Beeindruckender Landeanflug auf die Stadt in der Wüste von Nevada
Ich war noch ziemlich jung, als wir damals, 1996 zu viert zum ersten mal nach Amerika reisten. Das eigentliche Ziel war zwar Los Angeles. Da aber auch eine Rundreise geplant war, liessen wir uns Las Vegas als Ausgangspunkt empfehlen. Nach Übernahme des Mietwagens und einer Übernachtung in einem günstigen Motel in Airportnähe fuhren wir am nächsten Tag Los westwärts nach L.A. Zwei Wochen und viele Erlebnisse später kamen wir von Osten nach Las Vegas zurück. Bis zu unserem Rückflug blieben uns noch drei Übernachtungen. Und ich gebe diese Empfehlung gerne weiter.
Total 180'000 Hotelzimmer
Aus Anlass der – längst fälligen – Einführung von Nonstopflügen Zürich – Las Vegas wurde auch ich von EDELWEISS, der entsprechenden Fluggesellschaft, und den Tourismusverantwortlichen von Las Vegas zu einem kurzen Kennenlern-Werbetrip eingeladen. Das Programm war prall gefüllt, sportlich wurde es abgespult. Man zeigte uns den gigantische Hotelanlagen mit Casinos und Pool-Landschaften, tolle Shows, exquisite Shoppingwalks, eindrückliche Ausflugsarrangemts und liess uns in Haute-Cuisine-Restaurants speisen.
Zugegeben: Residieren im 2009 eröffneten, topmodernen ARIA, dessen technische Zimmerinfrastruktur bzw. deren Bedienung nach der ersten Nacht das Hauptthema in unserer Reisegruppe war, essen wie Gott bei JOËL ROBUCHON, seines Zeichens „Koch des Jahrhunderts” – keiner hat mehr Sterne als er, auf dem aktuell grössten Riesenrad der Welt eine (halbstündige!) Runde drehen, mit dem Helikopter zum Grand Canyon fliegen oder die berühmten Cirque-de-Soleil-Shows „MICHAEL JACKSON – One” und „THE BEATLES – Love” erleben ist schon einmalig und muss und darf auf der Agenda eines Las-Vegas-Reisenden stehen genauso wie das Glückspiel, dem auszuweichen ähnlich schwierig ist, wie in einem Zoo keine Raubtiere sehen zu wollen.
Die Hotels MONTE CARLO und ARIA im CITY CENTER von Paradise
Für mich ist immer noch Roulette der Favorit. Pokern kann ich nicht, Blackjack will ich nicht und Craps check ich nicht. Und dann wären da noch die Slotmachines. Doch die wurden von der Moderne eingeholt: Statt aus drehenden Glücksbildli bestehen diese neuerdings aus Flatscreens mit entsprechend animierter Grafik, der Arm wurde durch einen Button ersetzt und statt Münz kriegt man einen lieblosen Kassenzettel ausgedruckt, wenn man gewinnt.
Unsereiner sucht eher Erlebnisse in eine andere Richtung.
Die Wüste lockt
Also: Miet-HARLEY oder Miet-JEEP nehmen und raus! Denn ausserhalb der 1,8-Millionen-Metropole warten lohnende Ziele. Schon nach 20 Minuten Fahrt vom Strip gelangt man nach Boulder City. Das überschaubare Städtchen wurde in den 1930er-Jahren als Lager für die Arbeiter des nahen Hoover-Dams, dessen gestauter See die ganze Region mit Strom und Wasser versorgt, gegründet. Die typische US-Kleinstadt-Kulisse lässt uns Europäer in so mancher US-Serie der '80er wiedererkennen. Hauptanziehungspunkt hier ist die Ziplining-Anlage von FLIGHTLINEZ im Bootleg Canyon. Mit fast 100 km/h rollt man am Seil hängend 2,5 Kilometer den Berg hinunter, nachdem man zuvor eine herrliche Aussicht über Vegas geniessen durfte. Definitiv ein prickelndes Erlebnis! Auch nahe liegt der Park Redrock Canyon. Dieses Ziel würde sich auch von PINK JEEP TOURS organisiert erkunden lassen. Hier finden Hobbyfotografen und Wüstenbotaniker Befriedigung.
Auch wenn ein Heliflug zum Grand Canyon bleibende Eindrücke hinterlässt. Dieses Ziel muss ein Biker – oder auch Autofahrer – auf seine Weise erkunden, und zwar zum Ostpunkt nahe Flagstaff. Der Weg dorthin dauert etwa vier Stunden und kann über die bequeme Interstate 40 oder auch über den historischen, auf diesem Abschnitt aber zeitgemäss ausgebauten, Highway 66 zurück gelegt werden. Sucht euch einen Platz abseits der Massen, um dieses imposante Naturphänomen zu geniessen! So manche Szene in Hollywood-Cartoons wurde durch die plötzlich senkrecht abfallenden Wände der Megaschlucht inspiriert, Stichwort „Wile E. Coyote and The Road Runner”. Merke: Du kannst über die Klippen rennen. Runter fällst du erst, wenn du den Boden unter den Füssen nicht mehr fühlst...
Übernachtet werden kann in Hotels, Lodges oder im Zelt.
Flagstaff und Kingman, aber auch das etwas südlich in den Wäldern Arizonas gelegene Prescott sind lohnenswerte Aufenthaltsorte. Alle haben sie eine typische Mainstreet, Bars oder Saloons, einen Hauptplatz mit Courthouse und alles, was man von US-Kleinstädten aus Filmen wie „Back to the Future” kennt. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, einfach so und ohne Ziel mal auch ein paar Quartiere von Flagstuff abzufahren. Es ist schon so: Jedes Amihaus hat eine wuchtige Garage mit steigender Vorfahrt und einen Basketballkorb über dem Tor.
Die historische Route 66, von Kingman nach Oatman
Parks und die Mutter aller Strassen
Kingman liegt auf dem direkten Weg zurück nach Las Vegas. Ein Muss hier ist das ROUTE 66 MUSEUM. Und die noch grössere Pflicht ist die Abstecherfahrt hoch nach Oatman auf der auch baulich geschichtsträchtigen Route 66. Die Strasse ist hier schmal und kurvenreich, die Landschaft gebirgig und karg. Verkehr hat es wenig, der Spassfaktor ist gross. Fans nennen dies den schönsten Abschnitt der Mutter aller Strassen überhaupt. Oben auf der Passhöhe im alten Goldgräberort Oatman wartet eine Bilderbuchwesternstadt auf uns, zwar leicht touristisiert, aber zumeist im Originalzustand wie vor 1952, als der Weg nach California mit dem neuen Freeway I-40 um den Berg herum gebaut wurde.
Oatman, alter Golgräberort an der Route 66, zwei Stunden von Las Vegas.
Ebenfalls in Halbtagesreichweite von Las Vegas sind die bekannten Nationalparks Bryce Canyon, Death Valley oder der Arches Park, bekannt aus dem Film „Once Upon a Time in the West”. Für sämtliche Parks zahlt man an einer Art Mautstelle Eintritt und kann diese dann mit dem eigenen Fahrzeug erkunden – auf der Strasse fahrend, versteht sich – leider und begreiflicherweise. Es ist aber möglich, in markierten Zonen mit eigener Ausrüstung zu campieren. JOHN WAYNE lässt grüssen...
Wo es noch blinkt und flunktert
Und wenn einen dann der Parkkoller überkommen hat, man genug Motels und Kakteen gesehen hat, findet man sich gerne in einem der 4- und 5-Sterne Hotels am Strip von Las Vegas wieder. Am Strip, eigentlich Las Vegas Boulevard genannt, reihen sich alle grossen Hotels: das MANDALAY BAY mit künstlichem Strand, das märchenhafte EXCALIBUR, das MGM GRAND, das alleine 5000 Zimmer(!) hat, das moderne ARIA, das legendäre FLAMINGO, das römisch anmutende CAESARS PALACE usw. Hier, eigentlich im Vorort Paradise, bildete sich in den letzten 20 Jahren ein neues, grösseres Stadtzentrum. Hier haben moderne LED-Grossscreens die bunten Neonlichter ersetzt.
Auf einen Besuch in Downtown Las Vegas, wo die Stadt 1905 gegründet wurde, sollte nicht verzichtet werden. An der Freemont Street ist vieles noch wie damals in den Sechzigern und Siebzigern: Die legendären Casinos mit zur Strasse geöffneten Fronten und unendlich vielen Lichtern darüber, das Cocktailglas oder der berühmte Cowboy des PIONEER CLUBs. Um dem Strip Paroli zu bieten, wurde die Strasse 1995 überdacht – gut gegen die Hitze tagsüber, schade ums authentische Bild. Hier kommen schöne Nostalgiegefühle auf. Noch geschichtsträchtiger wird es im Leuchtreklamenfriedhof, dem NEON MUSEUM. Hier liegen sie alle, die ehemals leuchtenden Überreste von STARDUST, SAHARA oder FRONTIER – Hotels, die im Wettbewerb um noch grösser und noch schöner verloren haben. Und plötzlich hört man es wieder klingeln, das Münz, das aus den einarmigen Banditen regnet und einem ein Glücksgefühl bereitet.
Freemont Street, die Gründerstrasse von Las Vegas, mit dem berühmten Cocktailglas des RED BARN
Las Vegas, also doch!
Zusammengefasst: Hat man die lästigen Einreiseformalitäten hinter sich, wartet eine spannende Welt auf einen. Die Stadt in der Wüste erstaunt jeden, selbst bei wiederholtem Besuch. Es locken Shows und Stars, Gourmet-Küche und Fastfood (sogar vegan wie im WILD an der Ogden Street), 5-Sterne Resorts oder Motels, Luxusshopping (wie das von DANIEL LIBESKIND entworfene CRYSTAL) oder das Outletcenter, Badeanlagen, Golfplätze und schliesslich Casinos und von allem Superlative. Und es lockt ein zentraler Ausgangspunkt, um den wilden Westen zu entdecken.
Ziel: Las Vegas, Nevada, USA
Zeitverschiebung: 9 Stunden
Flug: Nonstop mit Edelweiss ab Zürich, www.flyedelweiss.ch
Dauer: 11 Stunden
www.lvcva.com
veröffentlicht im No. One Magazin
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VIRGINIA GOMEZ hat in Las Vegas pokern gelernt. Lesen Sie hier
"Jen Reviews": 100 Best Things to do in Las Vegas (english)
Die historische Route 66