Städtetrips: Lausanne
Nah und doch so fern
Städtetripps müssen nicht zwingend ins Ausland führen. Auch in Schweizer Städten gibt es viel zu Entdecken. Zudem sind die Reisekosten tief. Unser Tipp: Lausanne, die Stadt an einer Küste.
Wenn man nach zwei Tagen schon einen Lieblingsplatz nennen kann – am Ufer im Lavaux mit eine Glas Wein – Leben wie Gott in der Romandie.
MYRJAM, eine gute Bekannte von mir, fährt jedes Jahr an Pfingsten mit ihren Freundinnen nach Lausanne. Shoppen, Ausgang und – der Gedanke an «Sex and the City» liegt hier natürlich nahe, wird aber auf Anfrage stets dementiert. Und immer wieder schwärmt sie von der Stadt am Lac Lèman. Ich will wissen, was da dran ist und bereise die pulsierende Stadt einmal.
Unser Hotel: das MIRABEAU, unweit des Bahnhofs. Schon der Ausblick aus dem Fenster bereitet Freude: Seesicht. Der See ist allgegenwärtig in Lausanne, nicht nur unten bei den Hafenanlagen von Ouchy, wo flaniert wird und ständig irgendwelche Outdoor-Events im Gang sind, auch oben auf den Hügeln, wo sich das Stadtzentrum befindet, prägt der See das Bild. Die Temperaturen sind warm, das Gefühl schon fast mediterran, nicht zuletzt auch deswegen, weil man abends um 23 Uhr noch in allen Gassen und zahlreichen Strassencafés Leute antrifft – und dies an einem Donnerstag. Das Klischee der Romands, die das Leben mehr geniessen als wir arbeitsamen und pflichtbewussten Deutschschweizer scheint zuzutreffen.
Lausanne hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Auslöser vieler neuen Platzgestaltungen war sicher der Bau der Metro. Ich fühle mich wie in einer Weltstadt – alle 5 Minuten fährt eine U-Bahn. Bei der Station Flon steige ich aus. Le Flon, einst heruntergekommenes Viertel, ist Lausannes neues Trendquartier. Restaurants, Läden und architektonisch interessante Aussenbereiche. Die Fotokamera brennt heiss. Ich gehe durch autofreie Ladenstrassen zu Fuss in Richtung Altstadt. Mir wird klar, warum Frauen hier gerne shoppen. Filialen aller grossen Modeketten finden sich auf engem Raum. Dazwischen reihen sich Cafés an Restaurants.
Ob die Frauen auch Museen besuchen, weiss ich nicht. Wir tun es. Das OLYMPISCHE MUSEUM ist alles andere als miefig. Medaillen, Trikots, Plakate und vieles mehr aus bald 120 Jahren Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit, anregend vermittelt, lassen die Zeit ganz schön verstreichen. Neben dem IOC haben auch viele andere internationale Organisationen und Firmen ihren Sitz in der «Region du Lèman». Dieses internationale Flair ist überall spürbar und lässt Lausanne, das inklusive Vororte eigentlich nur etwa 300'000 Einwohner zählt, wie eine Metropole wirken.
Nach meinem Kurzbesuch bin ich von Lausanne überrascht. Die Stadt bietet alles, was man von einem Städtetripp erwartet: Sightseing, Kultur, Shoppen, Ausgang und irgendwie trotz Schweiz das Gefühl, weit weg von Zuhause zu sein. Meinen Freunden werde ich demnächst auch einen Pfingstripp vorschlagen...
www.lausanne-tourisme.ch
www.region-du-leman.ch
Die Pont Bessière und ein Geschoss tiefer die Brücke der neuen Metro. Als einzige Schweizer Stadt hat Lausanne eine U-Bahn.
Rue de Bourg, wo eher teure Läden sind, Blick zur Place St-Francois
Der Tour Bel-Air, der erste «Wolkenkratzer» der Schweiz, erbaut 1931, unverkennbar nach US-Vorbildern - nur leicht kleiner
Das MUSÉE OLYMPIQUE, eine der Hauptattraktionen auch für internationale Lausanne-Touristen
PINTE BESSON, das älteste Restaurant der Stadt. Drinnen scheint sich seit 1780 wenig verändert zu haben.
Zu empfehlen: Fischgerichte und die «Rösti Vaudoise».
Ouchy, am Lac Lèman. Hier ist immer etwas los.
Le Flon, Lausannes neues Trendquartier
RENATO HÄUSLER, Turmwächter der Cathèdrale Notre-Dame, erbaut im 13. Jahrhundert. Immer zur vollen Stunde hält er Ausschau nach allen Richtungen. Ist alles okay, bestätigt er dies mit seinem Ruf. Touristen sind eingeladen, diesem schweizweit einzigartigen Ereignis beizuwohnen.