KIM WILDE
«Meine Kinder lieben ‚Born to wild’»
Ihre Karriere begann 1981 als Teeniestar mit «Kids in America». Mitte der ’80er war sie die sexy Popqueen mit «You keep me hangin’ on», in den ’90ern wurde sie erwachsener und gab sie ihren Songs mehr Soul. Sie ging mit DAVID BOWIE und MICHAEL JACKSON Dann heiratete sie, bekam Kinder und kehrte dem Showbiz den Rücken. Mit ihrer neuen Single «Born to be wild», einem Dancepop-Cover des «Easy rider»-Klassikers von STEPPENWOLF gab sie diesen Herbst ein Comeback und beweist damit, dass die WILDEn Jahre längst noch nicht vorbei sind: KIM WILDE.
Die Anfrage kam von deutschen Freunden. «Born to be wild», gesungen von KIM WILDE, wäre ideal als offizieller Song zur Deutschen Tourenwagenmeisterschaft. KIM: Also ging ich nach Hamburg, um den Song einzuspielen. Ich bekam dann einige Zeit später die bearbeitete Version nach Hause geschickt und was ich hörte gefiel mir. Ich bin wirklich stolz auf den Song.»
Es wurde ruhig um dich, doch die wilden Jahre sind noch nicht vorbei. Stichwort: „Born to be wild“. Wie kam es dazu, dass du diesen Klassiker neu aufgenommen hast.
Ein alter Freund, Helmut, kam auf mich zu und fragte mich, ob ich den Song singen könnte. Es sollte der Titelsong zur Deutschen Tournwagenmeisterschaft (DTM) werden. Es gab jedoch nur ein kleines Problem – ich mochte den Song nicht. Natürlich wird man für den Job bezahlt. Ich habe also gesagt: «Hört zu, ich mach den Song. Aber wenn er mir nicht gefällt, dann lassen wir ihn fallen. Und wenn er mir gefällt, habt Ihr Euren Titelsong». Also ging ich nach Hamburg, um den Song einzuspielen. Ich bekam dann einige Zeit später die bearbeitete Version nach Hause geschickt und was ich hörte gefiel mir. Ich bin wirklich stolz auf den Song.
Vor über zwanzig Jahren begann deine Karriere mit Hits wie «Kids in America», «Cambodia» usw. Wie war das damals für dich, rückblickend?
Ich war sehr jung. Ich habe mit meiner Familie gearbeitet, die mich sehr unterstützt hat und mir auch half, mich als Künstlerin weiterzuentwickeln. In dem Business gibt es immer Höhen und Tiefen.
Ich reiste viel herum, traf viele Leute... das machte grossen Spass – auch heute noch! Ich hatte eine grossartige Zeit. Ich war gerade mal 18, als ich angefangen habe.
Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen. Wurde da während des Essens über Arrangements diskutiert?
Manchmal schon, ja! Es war eine sehr hektische Zeit damals. Ich war viel unterwegs. Zu Beginn war es hauptsächlich RICKY, der die Songs schrieb. Manchmal schrieben wir zusammen, manchmal schrieb er mit meinem Vater. Später begann ich dann alleine oder mit meinem Gitarristen zu texten und zu komponieren. Einige meiner besten Songs entstanden in Zusammenarbeit mit meinem Bruder RICKY. Es war eine sehr natürliche Art des Arbeitens.
Würdest du alles nochmals so machen wie damals in den ’80ern?
Ich würde mehr touren. Ich habe dieses Jahr eine Eighties-Tour gemacht, wie auch letztes Jahr bereits, und es hat mir wirklich grossen Spass bereitet. Auch meine Stimme wurde mit dem Alter kraftvoller. Das ist eine Sache, die ich wirklich bereue – nicht so viel getourt zu haben... Ich habe erst gemerkt, wie viel Spass das Touren eigentlich macht, als ich Anfang der Neunziger die MICHAEL JACKSON -Tour und später dann die «Greatest Hits Tour» mit DAVID BOWIE gemacht habe.
Etwas anderes, das ich bereue, ist, dass ich für eine kurze Phase angefangen habe zu rauchen. Es ist schlecht für deine Gesundheit und es schadet der Stimme. Ich konnte glücklicherweise wieder damit aufhören.
Wer sind deine musikalischen Favoriten?
Ich mag Popmusik noch immer sehr. Ich mag CRAIG DAVID und JENNIFER LOPEZ, EMINEM und ASHANTI – viel R'n'B – NELLY usw. Ich mag sie alle.
Du hast ja noch eine jüngere Schwester und noch einen Bruder. Haben sie auch schon Erfahrungen mit dem Musikbiz?
Ja, meine Schwester ROXANNE (24) arbeitet mit verschiedenen DJs in England als Sängerin. Mein Bruder MARTY (22) interessiert sich mehr für Golf und RICK schreibt und produziert nach wie vor.
Gefallen dir die heutigen Coverversionen von «Cambodia» usw.?
Ich habe bisher noch nicht sehr viele Covers meiner Songs gehört. Ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll. «Cambodia» von PULSEDRIVER hat mir eher nicht besonders gefallen, obwohl mir Techno- und Dance-Music gefällt – bloss nicht in dieser Kombination.
Ich finde es gut, wenn jemand einen Song covert. Er macht eine eigene Interpretation eines bereits bestehenden Songs und erfindet diesen somit neu. Das ist es, was ich mit «Born to be wild» gemacht habe.
Eine deutsche Musikzeitschrift (Pop/Rocky) schrieb einst über Dich, du hättest eine klare, schöne Stimme wie MARYLIN MONROE. Hast Du nie daran gedacht, Musicals oder ähnliches zu singen?
Ich habe im Musial «Tommy» gesungen. Dies half meiner Stimme sehr, sich zu entwickeln. Man sagt, dass Mitte dreissig die Stimme kräftiger wird, was auch stimmt. Als ich «Tommy» machte, war ich 35. Es war eine sehr harte Zeit. Acht Shows die Woche, das war schon fast zu viel für mich. Am Ende wollte ich nie wieder singen, was ich dann auch nicht mehr gemacht habe. Ich habe für fünf Jahre lang nicht mehr gesungen. Ich habe geheiratet und wir haben zwei Kinder. Dies hat alles massiv verändert. Es hat wirklich gut getan, weg vom Business zu kommen, neue Dinge zu entdecken, wie das Gärtnern.
Aber nun bin ich wieder da. Letztes Jahr habe ich die Eighties Tour gemacht und meine Stimme ist noch kräftiger geworden. Ich geniesse es, wieder mit dabei zu sein.
Wie ist das so, wieder mit HUMAN LEAGUE, NENA oder VISAGE aufzutreten?
Das ist grossartig. NENA ist eine wirklich tolle Persönlichkeit. Wir hatten parallele Karrieren in verschiedenen Teilen der Welt. Auch sonst haben wir einiges gemeinsam. Beispielsweise ist auch sie Mutter – allerdings hat sie noch mehr Kinder als ich!
Wie alt sind deine Kinder?
Fast drei und fünf.
Hören sich deine Kinder deine Musik an?
Sie lieben «Born to be wild». Ich hab die CD im Auto. Meine kleine Tochter fragt dann immer: «Mami, kannst du «Born to be wild» einlegen? Mach lauter! Mach lauter!» Es ist jeweils früh am Morgen, wenn ich sie zur Schule fahre. Ich sehe die Leute, wie sie uns ansehen. Mama WILDE mit ihren zwei kleinen, HARRY und ROSE, das Radio voll aufgedreht, wie eine verrückte. Sie lieben den Song total – sie mochten ihn schon immer. Und sie lieben den Clip dazu.
Zum Privatleben: Was macht Frau Wilde, wenn sie nicht singt?
Nebst dem Gärtnern gehe ich ins Fitnessstudio, ich mache Yoga und ich bin gerne mit meinen Freunden zusammen und natürlich verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie. Eigentlich bleibt mir nicht viel Zeit. Ich schreibe meine eigene Kolumne für den «Guardian», natürlich übers Gärtnern. Eigentlich habe ich einen sehr engen Zeitplan. Teilweise habe ich Schwierigkeiten all meine Termine einzugliedern.
Wie kommt eine Popqueen zu einem grünen Daumen.?
Das war eher zufällig. Ich habe geheiratet und wir haben uns ein Haus gekauft. Als ich schwanger war, wollte ich den Garten zurecht machen. Es hat mich fasziniert und ich wollte mehr darüber wissen. Ich mag Pflanzen sehr. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und wahr schon immer ein wenig ein Country Girl. Gärtnern hat sehr viel mit Kunst, Design, Farben und Kompositionen zu tun, auch mit Menschen, Schönheit und Sinnlichkeit. Man kann riechen, sehen und fühlen.
Als das Fernsehen von meiner Leidenschaf erfuhr, haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte, bei ihrer Gartensendung dabei zu sein. Gartensendungen sind in England sehr beliebt, musst du wissen. Natürlich wollte ich dabei sein und habe ohne lange zu zögern zugesagt. Ich wollte nicht mehr im Popbusiness mitmischen, vor allem nicht mit einer Familie im Hintergrund. Dies war die ideale Lösung für mich, trotzdem noch etwas zu tun, das mir grossen Spass machte, ohne meine Familie zu vernachlässigen.
Wie siehst Du deine Zukunft? Was erwartet uns musikalisch von Dir?
Als ich meine Kinder hatte und aus dem Business kam, war das eine sehr grosse Erleichterung für mich. Und als ich dann letzten November die Eighties Tour machte, war ich erstaunt, wie viel Spass es mir bereitete. Ich habe mir eigentlich geschworen, nie wieder ins Business einzusteigen, doch nun werde ich wieder hineingesogen. Ich habe sehr gemischte Gefühle, was das angeht. Solange es so wie jetzt ist und ich meine Familie nicht zu sehr vernachlässige, macht es mir Spass und es ist okay.
Aber jetzt, da ich «Born to be wild» aufgenommen habe, muss ich sehr vorsichtig sein und schauen wie die Dinge sich entwickeln. Wenn die Single gut ankommt, könnte ich mir überlegen, wieder ins Msikbusiness einzusteigen. Sollte der Song allerdings floppen, bleibt mir keine andere grosse Wahl, als weiter zu machen, wie bisher. Das macht es sehr einfach.
Ich habe jetzt praktisch nur Gutes von Dir über das Musikbusiness gehört. Dies liegt wohl daran, dass Deine ganze Familie da auch involviert ist und Du sozusagen damit aufgewachsen bist. Es gibt doch auch schlechte Seiten, oder?
Es gibt immer negative Aspekte bei allem. Ich weiss nicht ob es mehr negative Aspekte im Musikbusiness gibt, als in allen anderen Bereichen. Die Leute sind geizig und manchmal ist es einfach nicht fair. Beispielsweise gibst du dir Mühe um ein Album zu machen und niemand kauft es. Das gehört dazu. So ist das Leben. Glücklicherweise hatte ich nie grossen Kontakt mit dem Business. Geschäfte langweilen mich. Ich hatte meist jemanden, der diesen Teil für mich übernommen hat. Ich bin eher ein kreativer Mensch. Es ist ein Luxus, sich nicht mit Geschäften herumschlagen zu müssen. Ich bezahle lieber jemanden, der dies für mich übernimmt.
Aber ich glaube nicht, dass das Musikbusiness schlechter ist als jedes andere. Eigentlich glaube ich fast, dass es gesünder, als manch anderes Business ist. Und es ist viel transparenter, als beispielsweise die Pharmaindustrie. Und der Grund für die viele Negativpresse ist der, dass man nun halt grundsätzlich viel Presse bekommt. Die wahren Übeltäter dieser Welt kommen davon, ohne dass wir etwas davon mitbekommen.
Was magst Du an der Schweiz?
Ich war einmal in Grindelwald. Das war grossartig! Ich bin nie mehr Ski gelaufen, seit ich verheiratet bin und Kinder habe. Und ich war am Genfersee. Ich erinnere mich vor allem daran, wie nett ich empfangen wurde. Ich habe hier auch mehr Platten verkauft, als sonst wo auf der Welt. Ich mag eure Champagnertrüffeln und den Birnenschnaps. Und natürlich das Fondue! Ich habe wundervolle Erinnerungen an die Schweiz. Auch an das Jazzfestival in Montreux erinnere ich mich sehr gerne. Dort mit all den Popstars und CLAUDE NOBS rumzuhängen hat schon viel Spass gemacht.
Welches sind deine persönlichen Lieblingssongs oder dein Lieblingsalbum von dir?
Ich mochte «Close», auf welchem der Lied «European song» ist. Und auf mein letztes Album bin ich auch sehr stolz. Es ist eine ziemlich heisse Scheibe.
(Jetzt beginnt KIM Fragen zu stellen)
KIM WILDE: Markus, Welches ist Dein Lieblingsalbum?
MARKUS TOFALO: «Catch a catch can» und «Teases and dares»
KIM: Oh wow! Ich habe schon beinahe vergessen, dass diese Alben gibt!
Ja, aber leider sind sie nicht auf CD erhältlich.
Und was denkst Du über «Born to be wild»? «Four letter word» war ein wirklich guter Song, der auch heute noch Substanz hat. Ja, den Song werden wir bei der nächsten Eighties Tour bringen. Wir haben ihn letztes Jahr nicht gebracht. Ich freue mich sehr darauf, wieder auf Tour zu gehen!
"Four Letter Word" ist sicherlich ein Hammer Somng. "Born to Wild" ist zeitgemäs, trifft den Nerv der jüngeren Generation. Mir persönlich gefällt das Original aber besser.
Ich hasse das Original!