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ZUCCHERO

Eine Sesión Cubana im Hallenstadion

Der italienische Bluesrocker hat Cuba entdeckt. In einer aufwändigen, schönen Aufmachung hat ZUCCHERO 13 Songs verpackt. Alle sind sie im typischen Stil Cubas neu interpretiert. Im Mai kommt er für zwei Konzerte in die Schweiz und wird auch hier karibische Sonne in die Hallen bringen.

zuccheroWer hätte es gedacht, dass ein Star dieser Grösse wie ein Normalsterblicher mit einem Linienflugzeug von Amsterdam nach Zürich fliegen würde? Am vergangenem Valentinstag war dies der Fall. Aus welchen Gründen auch immer: ZUCCHEROs Flug wurde gestrichen. Der Italostar musste den nächsten nehmen. Das Zeitfenster für die Schweizer Presse wurde entsprechend nach hinten verschoben. Diese Wartezeit liess sich in der Lounge eines Luxushotels in Zürich mit einigen Espressi und mit einer grossen «Cioccolata con doppia panna montata» stressfrei überbrücken.

Und dann war es soweit. Ich hatte ZUCCHERO für kurze Zeit ganz für sich und entdeckte einen müden, dennoch humorvollen waschechten italienischen Mann, welcher in einem gerafften Zeitplan den gestaffelt erschienenen Medienleuten geduldig Interview um Interview geben musste. Viele Fragen waren für ihn sicherlich ein «déjà entendu». Mit dabei auch eine Dolmetscherin. Diese konnte sich nun für eine Pause zurück ziehen und ein wenig frische Luft schnuppern, denn dieses Gespräch fand in ZUCCHEROs Muttersprache statt.

Die Frage, weshalb er nicht mit einem Privatjet geflogen sei, drängte sich geradezu auf. ZUCCHERO erklärte, dass er eigentlich ein sehr einfacher Mensch mit Bauernwurzeln sei und dass er sich bei soviel unnötigem Luxus nicht immer wohl fühle. Man könne das Geld für bessere Projekte, oder Träume verwenden. Diese Einleitung diente dann als Brückenschlag für ZUCCHEROs Zurücksinnen an seine Reise in Cubas Hauptstadt La Habana, wo die Menschen ausser ihrer Warmherzigkeit und des angeborene Rhythmusgefühls für Musik, herzlich wenig haben. La Habana als Pendant zum Konzert im Kreml vor 22 Jahren. Für den Italiener ging ein Traum in Erfüllung! Vor uns auf dem Tisch liegt die stilvoll verpackte CD «Sesión Cubana».

Schon das Cover mit ZUCCHERO und dicker Zigarre im Oldtimer und diesem speziellen Licht der Habana-Nächte fängt das Flair des CASTRO-Staates perfekt ein. Ein Eindruck der sich auch beim Anhören der 13 Tracks fortsetzt: Den einheimischen Musikern gelingt der Spagat zwischen schwüler und oft relaxter Malecón-Musik und ZUCCHEROs Sound perfekt. Die musikalische Genugtuung geht auf: ZUCCHERO verändert seinen bekannten Stil nicht gänzlich, sondern bleibt ihm vielmehr konsequent treu und erweitert ihn nur geschmackvoll um Nuancen von cubanischen Elementen. Diese Transition geschieht dabei immer sehr dezent und steht den Songs nie im Wege.

Produziert von DON WAS (THE ROLLING STONES, BOB DYLAN) und ZUCCHERO selbst bietet die neue CD neben den zwei neuen Songs «Love Is All Around» (vierhändig mit PASQUALE PANELLA geschrieben) und «Sabor a Ti» auch einige Neufassungen cubanischer Klassiker und Standards. Unvermeidlich: «Guantanamera», diesmal als italienische Version, sowie Reinterpretationen aus ZUCCHEROs eigenem Backkatalog, wie «Un kilo», «Così celeste» oder passenderweise «Cuba libre». Sesión Cubana vereinigt nicht nur die verschiedensten Klangwelten der Zuckerinsel, sondern lässt mit den einzelnen Instrumenten, von Geigen bis zu Trompetensolos, die ganzheitliche Sensualität dieses Albums durch alle Töne und Seiten des dicken Booklets vibrieren. Die Duette mit der jüngen BEBE (NIEVES REBOLLEDO VILA), deren Stimme dermassen rau klingt und das «Ave Maria no morro» mit DJAVAN CAETANO VIANA, erstmals in Portugiesisch, zeigen die Herzensgrösse ZUCCHEROs, sein musikalisches und Lebensglück mit anderen teilen zu wollen.

Das Schlussbouquet gehört PUCHO LOPEZ. ZUCCHERO blättert bis zur Mitte des aufwändig schönen Albumbooklets und zeigt auf der linken Seite den zweiten Mann im weissen Hemd. PUCHO LOPEZ. Eine Ikone auf dem Klavier – ein Meister der Musik. Mit 56 Jahren, am 15. September 2012, zu früh gestorben. Ihm widmet ZUCCHERO sein cubanisches Album und zieht sogar – so sagt er – in Erwägung, in Zukunft seinen Künstlername ZUCCHERO zu ändern. Mehr sagt er dazu nicht. Cuba in allen seinen Facetten – ein Wendepunkt für den Musiker und Menschen ADELMO FORNACIARI.

Album: «La Sesión Cubana» (Universal)
Live: 5.5. Zürich, HALLENSTADION; 7.5. Genève, ARENA
www.zucchero.it

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