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MICHAEL JACKSON: «Xscape»

JACKSONs gepimpte B-Songs

xscapeDie neue von MICHAEL JACKSON ist das, wie sie betitelt ist. Wie «Xscape» ein Kunstwort ist, handelt es sich bei «Xscape» um eine Sammlung alter Songs, welche die Plattenfirma SONY von den aktuellen Topproduzenten L.A. REID, STARGATE, JEROME "J-ROC" HARMON, JOHN MCCLAIN, RODNEY JERKINS und TIMBALAND, der am meisten beigetragen hat, zeitgemäss fertig gestellt oder umarrangieren liess. Angereichert ist das Album «Xscape», dessen Name wohl nicht zufällig an SONYs Handy «Xperia» erinnert, mit Gastauftritten von MARY J BLIGE, QUESTLOVE, D'ANGELO und dem Gitarristen JESSE JOHNSON.

Obwohl es sich hier um Restmaterial früherer Sessions handelt, klingt die Platte gut – typisch JACKSON. Würde man es nicht besser wissen, die Platte könnte eine reguläre Neuerscheinung eines noch lebenden MICHAEL JACKSON sein. Die 8 Titel klingen zeitgemäss, was natürlich den erwähnten Prduzenten zu verdanken ist. Die Basis sind aber JACKSONs Songs, alles bereits fertig erstellte Titel, die es aber nie auf ein Album schafften – B-Songs also. Dem Künstler muss aber zugestanden werden, dass seine B-Songs den A-Songs mancher auch grossen Stars alleine songwriterisch um Welten überlegen sind – stimmlich sowieso. Zu berücksichtigen ist dabei, dass zur Zeit von «Thriller» und «Off the Wall» – also in der Vor-CD-Zeit – je nach deren Spielzeit gerade nur 7 bis 12 Songs auf einer Vinylplatte Platz fanden. So gesehen wäre «Xscape» mit seinen 8 Titeln ein typisches Anfang-Achtziger-Album.

«Xscape» ist besser als das 2001er-Werk «Invincible». Dass mir viele Slow-R'n'B-Nummern trotzdem nicht gefallen, liegt am Stil an sich – für mich klingt dieses US-R'n'B-Gesülze irgendwie immer gleich. Ein solches ist auch der Opener «Love Never Felt So Good», der ausserdem in einer Version mit JUSTIN TIMERLAKE vorliegt. Die abwechslungsreiche CD bietet aber auch Fetzigeres, wie das catchy «A Place with No Name». Der beste Song des Albums ist für mich «Do You Know Where Your Children Are», produziert von TIMBALAND. In seiner Originalversion erinnert er etwas an «Wanna Be Startin' Somethin'» aus der «Thriller»-Session, einer meiner Lieblingssongs von JACKSON. Überhaupt ist der Vergleich mit den Originalversionen, welche in der Deluxe-Version von «Xscape» beiliegen, äusserst spannend, zeigt sich so doch auch der Wandel in der Art der Arrangements und der Produktionstechnik. Die neuen Versionen klingen härter und kantiger, was vor allem bei «A Place with No Name» auffällt.
Das Booklet bietet einige Zusatzinfos und die Songtexte. Für mich ist ohnehin klar, dass man ein Album wied dieses physisch und nicht also Download haben muss!

«Xspace» wird bestimmt nicht die letzte CD von MICHAEL JACKSON sein. Der «King of Pop» war ein Perfektionist. Nur das Beste war ihm gut genug. Es ist daher nur plausibel, dass neben den nur gerade fünfeinhalb effektiven Alben, welche er seit 1980 veröffentlicht hat, ziemlich viel B-Songs, Demos und Songfragmente vorhanden sein müssen. Zusammen mit den Re-Releases an den Jahrestagen von Erstveröffentlichungen und seines Todes sowie Zusammenstellungen und Best-ofs kann noch mit einer langen «Karriere» von MICHAEL JACKSON gerechnet werden. Gegen solche Veröffentlichungen wie «Xscape» habe ich – möge es mir der King verzeihen – keine Einwände. Verzeihen darum, denn der Umgang mit Restmaterial eines verstorbenen Künstlers wirft selten keine Fragen auf.

MICHAEL JACKSON: Album: "Xscape" (Epic / Sony)
www.michaeljackson.com

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