550 Festivals an 22 Wochenenden

Es ist nicht einfach, die Übersicht zu behalten. Webdatenbanken sind vielleicht vollständig. Sie zeigen aber nur Suchresultate oder lange Scrollisten mit Titeln. Darum: Das TRACKS MAGAZIN präsentiert den vollständigsten Festivalguide der Schweiz, den es in gedruckter Form gibt, produziert von SELICA MEDIA.

Die wichtigsten Musikfestivals und Openairs in der Übersicht mit Schwerpunkt auf die erste Sommerhälfte, jetzt im TRACKS MAGAZIN.

festivalguide2014-1

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Noch vor zehn Jahren fand eine Liste aller Schweizer Musikfestivals und Openairs auf einer Seite Platz. Vor Ostern lag auch das Programm der grossen Anlässe jeweils noch unter Verschluss, manche rückte gar erst gegen Pfingsten mit ihren Headlinern raus. Das hat sich im Internetzeitalter drastisch geändert. Im Buhlen um möglichst viele früh verkaufte Tickets, werden schon vor Weihnachten erste grosse Namen publiziert. Als das Openair St.Gallen vor zwei Jahren Die Toten Hosen bereits am letzten Festivaltag der Vorjahres bekannt gaben, wurde ein Damm gebrochen. Das Resultat: Der Run auf die Tickets beginnt von nun an früher.  Dass die renommierten Openairs schon nach wenigen Tagen ausverkauft sind, liegt in der Folge daran, dass Stammbesucher, wenn sie denn sicher ihr Fest zelebrieren wollen, ihre Tickets möglichst sofort nach Vorvekaufseröffnung sichern müssen. Dabei warten sie nicht einmal die Bekanntgabe von teilnehmenden Künstlern ab, denn sobald die Namen der Stars stehen, stürmen deren Fans die Ticketshops und könnten so die Stammgäste von ihren geliebten Openairs aussperren. So geschehen in St.Gallen letztes Jahr wegen der Ärzte und am Gurtenfesival wegen der Hosen.

Openairs und Musikfestivals liegen im Zeitalter sinkender CD-Verkäufe allgemein im Trend. Die Künstler haben in den vergangenen Jahren ihre Auftrittsdichte massiv erhöht – leider auch die Gagen – um die rückläufigen Verkaufszahlen zu kompensieren. Mittleren und kleinen Bands sichern Tourneen das Überleben, grossen dienen sie dem Erhalt ihres gewohnten Lebensstils. Anders lassen sich die zahlreichen Konzerte von Bands im Pensionsalter wie Slade, Uriah Heep, The Straits oder Fragmenten von Boney M und Barclay James Harvest wohl kaum erklären.

Die Festivals wurden nicht nur zahlreicher, sondern auch grösser, einerseits durch höhere Besucherkapazitäten, andererseits durch eine längere Dauer. Dabei wurde auch die Infrastruktur immer mehr ausgebaut. Das Openair-Leben wurde komfortabler. Die Kehrseite sind gewachsene Littering- und Entsorgungsprobleme. Darum haben die meisten Veranstalter inzwischen auf Mehrweggeschirr umgestellt und plagen bislang ordnungsbewusste Festivalbesucher mit Depotgebühren für Becher, Zelte und Abfallsäcke, welche sie bitteschön gefüllt zurückzugeben haben – auch wenn es nicht der eigene Müll ist... Die durch die Depotrückerstattung entstehenden Schlangen verstärken den Unmut über diese Kollektivstrafen, welche Auswüchsen der Wegwerfgesellschaft oder der mangelnden Kinderstube vieler Besucher zu verdanken ist.

Auch deshalb haben gerade kleine Anlässe ihren Reiz und auch weil hier die Freiheiten und Ideale der Gründerzeit der Openairs noch erlebbar sind. Man ist der Musik näher und hat weniger unter Dichtestress zu leiden – Rückzugsorte sind noch zu finden. Viele Festivalgänger tragen darum jeweils immer merh auch eines oder zwei kleine Openairs in ihre Agenda ein oder entscheiden sich je nach Wetter spontan für den Besuch eines solchen, denn Ausverkauf droht hier weniger.

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